Kultur: Eine eigene Bildgeschichte erfinden
Die Berliner Künstlerin Ulrike Hogrebe ist erneut in der Galerie Bauscher zu Gast
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Die Berliner Künstlerin Ulrike Hogrebe ist erneut in der Galerie Bauscher zu Gast Von Almut Andreae Rund 50 Bilder und Zeichnungen unterschiedlichsten Formats hängen gleichwertig nebeneinander und laden, gemeinsam mit bunt glasierten Schalen und Tellern, zur „Spurensuche“ nach Babelsberg in die Galerie Bauscher ein. Gelegt hat die Spur, wie sich an der künstlerischen Handschrift auf Leinwand und Steingut unschwer erkennen lässt, die 1954 in Münster geborene Malerin und Keramikerin Ulrike Hogrebe, seit 1989 Künstlerin der Galerie. In der Ausstellung mit insgesamt 79 Exponaten wird die in Berlin lebende Künstlerin zwei Monate lang das Erdgeschoss und den ersten Stock der weiträumigen Galerie bespielen. Das zur Vernissage zahlreich erschienene Publikum ließ sich nicht lange bitten. Erste Kunstwerke fanden bereits während des Nachmittags ihre Käufer, nachdem man angeregt durch einen musikalischen Auftakt und die einführenden Worte des Kunsthistorikers Wilhelm Gauger entsprechend eingestimmt war. Was nun macht die künstlerische Handschrift Ulrike Hogrebes konkret aus? Da ist zum einen die Lust an der Farbe, die auf Leinwand, Papier oder als Steingutlasur auf die Fläche gesetzt, ein geordnetes Konglomerat an bunten Farbfeldern ergibt. Vor dem Hintergrund der unvermittelt aneinander gefügten Farbfelder agiert als Gegenspieler das graphische Element in Gestalt eines linearen Kürzels oder der Kontur. Die Malerei Ulrike Hogrebes ist auf die Polarität zwischen Farbe und Linie, Ab6straktion und Gegenständlichkeit hin angelegt. In manchen Arbeiten, in denen die Malerin ganz auf den Einsatz von Farbe zugunsten der Konfrontation von Schwarz und Weiß verzichtet, setzt sie umso mehr auf den Kontrast, der in gleicher Weise charakteristisch für die Handschrift Hogrebes ist. Nicht zuletzt ist da auch das figürliche Repertoire, das die Arbeiten leitmotivisch durchzieht. Masken, Tiergestalten, Hirschköpfe und -geweihe, die menschliche Figur, oft als Fragment und immer gesichtslos, aber auch Versatzstücke der Alltagsrealität tauchen unvermutet und auf den ersten Blick zusammenhanglos in den Bildkompositionen auf. Einen Schlüssel für das Verständnis des Bildinhaltes ist dabei von dem jeweils vergebenen Bildtitel nicht verlässlich zu erwarten. Von der Künstlerin durchaus gewollt, leitet der Bildtitel, der in Bezug auf die Darstellung mitunter eher verfremdend wirkt, beim Betrachter die intendierte Spurensuche ein. Ulrike Hogrebe belässt es bei der Andeutung. In ihren Bildern geht es nicht darum, dem Betrachter eine fertige Geschichte zu präsentieren. Ihre Bildsprache ist nie erzählerisch, sondern symbolhaft. Ausschnitte, Chiffren, Fragmente bestimmen das Angebot. Mit ihnen legt Ulrike Hogrebe eine Spur, setzt sie Impulse, aus denen sich der Betrachter seine eigene Bildgeschichte erfinden kann. Offenheit und Ambivalenz ergeben somit ein Potential, das die Spurensuche wesentlich mitbestimmt. Bei genauerem Hinschauen geben die Bilder noch weitere Spuren preis: Unter der Oberfläche der Bildfelder schimmern darunter liegende Farbschichten hindurch. In die letzte Farbhaut hat die Künstlerin mit einem spitzen Gegenstand häufig noch ein Zeichen oder eine Figur hineingekratzt. Durch die einzelnen Malschichten hindurch wird somit der Prozess des Malens erkennbar. Die Spuren, die an den Entstehungsprozess erinnern, gehören zum fertigen Bild mit dazu. Einen reizvollen Kontrast zur malerischen Arbeit auf Papier oder Leinwand stellt für Ulrike Hogrebe die Keramik als ihr zweites künstlerisches Standbein dar. An die Stelle des Prozessualen als Gestaltungsmittel tritt hier die entschiedene Bildkomposition und die gezielt eingesetzte Farbe. Korrekturen sind beim Malen mit Farbglasur kontraindiziert. Wo in der Malerei der Zufall mitregiert, führen im Bemalen der Keramik Disziplin und die planvolle Vorgehensweise das Regiment. So wie sich die Farbigkeit und Motivik der Bilder in den dekorativen Schalen und Tellern fortsetzt, wirkt die Keramik umgekehrt auch auf die Bildsprache und die künstlerische Handschrift in der Malerei zurück. Die Ausstellung Ulrike Hogrebe „Spurensuche“ in der Galerie Bauscher endet am 10. 11., Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-16 Uhr.
Almut Andreae
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