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Kultur: Eine fortwährende Spannung Olof Boman musizierte mit der Kammerakademie

Frisch und unkonventionell. Das waren die Markenzeichen des Sinfoniekonzerts der Kammerakademie Potsdam am vergangenen Samstag im Nikolaisaal.

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Frisch und unkonventionell. Das waren die Markenzeichen des Sinfoniekonzerts der Kammerakademie Potsdam am vergangenen Samstag im Nikolaisaal. Am Dirigentenpult stand Olof Boman, ein junger und dynamischer Schwede, der sich in mehreren Musikzentren Europas, vor allem in Deutschland, einen Namen macht. Man spürte, dass die Musiker sich gern von der schwungvollen und energiegeladenen Art Bomans durch den Konzertabend führen ließen. Die musikalische Kommunikation, die Chemie zwischen Orchester und Dirigenten stimmte. Wie auch zwischen Publikum und Mitwirkenden auf dem Podium, denn sie wurden am Schluss des Konzertes mit langem und herzlichem Beifall gefeiert.

Olof Boman hält offensichtlich gern Überraschungen bereit. Auch im Nikolaisaal, die das Publikum zunächst irritierte. Dem draufgängerischen Schwung der Ouvertüre und den melodienreichen Zwischenakt- und Ballettmusiken, die Franz Schubert für das unbekannt gebliebene Schauspiel „Rosamunde“ schrieb, ließ er ohne „Punkt und Komma“ die Ballett-Suite „Kratt“ des schwedisch-estnischen Komponisten Eduard Tubin folgen. Ohne überzeugende Notwendigkeit, wohl nur zur eigenen Freude. Und dennoch war es reizvoll die Schubert’sche Heiterkeit mit der zum Teil fröhlichen Ausgelassenheit von Tubins Komposition, die von der Volksmusik Estlands inspiriert wurde, in „einem Zuge“ zu erleben. Olof Boman war hier ganz in seinem Element. Detailreich und schwungvoll erweckten die Musiker unter seiner Leitung die Suite zum Leben. Mit instrumentatorischen Schmankerln und mit Witz warfen sie vor allem in den solistischen Passagen nur so um sich. Ein musikalisches Feuerwerk.

Etwas gediegener ging es dann bei der Wiedergabe des Kontrabass-Konzertes von Johann Baptist Vanhal zu. Schön, dass dem Solo-Kontrabassisten der Kammerakademie, Tobias Lampelzammer, die Möglichkeit gegeben wurde, das Werk des böhmischen Zeitgenossen Haydn und Mozart in einem Sinfoniekonzert zu interpretieren. Die Auswahl von Kontrabass-Konzerten ist nicht sonderlich groß wie beispielsweise für das Violoncello oder die Violine. Der Kontrabass bildet vor allem die Basis für die Melodieinstrumente. Tobias Lampelzammer hat es an diesem Abend wieder ins Rampenlicht gestellt. Er musizierte das liebevolle Werk, das einige virtuose Tücken bereithält – vor allem in den Kadenzen – leicht, elegant und fließend, obwohl sich hin und wieder ein paar Intonationstrübungen einschleichen wollten. Seine Kammerakademie-Kollegen und Olof Boman waren ihm dabei stets aufmerksame und sensible Begleiter.

Den Abschluss bildete Mozarts Sinfonie D-Dur KV 297, die auch die „Pariser“ genannt wird. Komponiert wurde sie während eines Aufenthalts in der französischen Hauptstadt im Jahre 1778. Die Pariser liebten es laut und effektvoll, und so verwendete Mozart mehr Instrumente denn je: Zum ersten Mal in seinen Symphonien setzt er Klarinetten ein, außerdem Pauken, Trompeten, Flöten, Oboen, Fagotte und Hörner. Prunkvoll ist diese Musik, aber auch komödiantisch, voller Überraschungen und Kontraste. Mit motorisch-vibrierender Unruhe, die zwar das Tempo des letzten Satzes ein wenig zu sehr übersprudeln ließ, sorgten Olaf Boman und die Kammerakademie insgesamt für eine sehr anregenden Mozart-Interpretation und eine immerwährende Spannung. Klaus Büstrin

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