
© Stefan Gloede
Kultur: Eine Frage des Verstehens
Antonello Manacorda bleibt weitere zwei Jahre künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Der Italiener ist dort seit 2010 Chefdirigent - seitdem hat das Orchester zusätzlichen Aufwind erfahren.
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Die zweite CD-Aufnahme mit den Sinfonien von Franz Schubert ist soeben bei Sony Classical erschienen. Die Kammerakademie Potsdam unter der Leitung ihres Chefdirigenten Antonello Manacorda produzierte nunmehr die Sinfonien Nr. 5 und 6. Weitere sollen folgen. In einer Plattenkritik beim Radiosender NDR Kultur war zu hören, dass dem Rezensenten nach wenigen Takten klar wurde, dass die Musiker der Kammerakademie Potsdam mit Manacorda sich sehr gut überlegt haben, was sie zum Ausdruck bringen wollen. „Und das Schönste: Es vermittelt sich ganz direkt, wir fühlen uns angesprochen von detailgenauem Spiel. Die Musiker scheinen miteinander zu sprechen, denn alle agieren gemeinsam und reagieren aufeinander, wissen in jedem Augenblick, was der andere tut, so wie eine Kammermusik-Formation.“ Das sei die Schule des großen Claudio Abbado, die Manacorda genossen hat. Manacorda studierte zunächst Violine und war Mitbegründer sowie acht Jahre lang Konzertmeister beim Mahler Chamber Orchestra.
Dieses erfolgreiche Miteinander werden die gut 30 Kammerakademie-Mitglieder ähnlich konstatieren wie der NDR-Kritiker. Denn sie haben sich für eine weitere Zusammenarbeit mit dem Italiener entschieden. Somit hat Antonello Manacorda, der seit 2010 Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam ist, seinen Vertrag für weitere zwei Jahre verlängert. Bis 2015. Er sei über diese Entscheidung sehr glücklich, so der Chefdirigent, zeige sie auch das tiefe Vertrauen zwischen ihm und den Musikern, ein Vertrauen, dass sie es gemeinsam schaffen, noch besser zu werden. „Wir passen gut zueinander“, so Manacorda während eines Pressegesprächs zur Vertragsverlängerung am gestrigen Montag.
Die künstlerische Qualität des Orchesters war schon immer hoch, doch in den vergangenen drei Jahren hat sie einen zusätzlichen Aufwind erfahren. Beispielsweise durch die Besetzung der vakanten Solo-Positionen bei den Bläsern mit hervorragenden Musikern. Nicht zuletzt kamen sie durch die weitreichenden Kontakte zustande, die Manacorda in seiner Zeit beim Mahler Chamber Orchestra aufgebaut hatte.
Potsdams Kulturbeigeordnete Iris Jana Magdowski betonte, dass sie sich freue, dass Manacorda nicht nur bei den Musikern eine große Akzeptanz gefunden habe, sondern auch beim Publikum. Die Besucherzahlen besonders bei den Sinfoniekonzerten geben darüber eine beredte Auskunft. 91 Prozent Auslastung konnte man im vergangenen Jahr bei den Sinfoniekonzerten konstatieren. „Drei Jahre sind eigentlich eine kurze Zeit, um ein Spitzenorchester zu formen. Dafür benötigt man mehr Zeit. Und so ist es folgerichtig, dass der Vertrag zwischen Manacorda und der Kammerakademie verlängert wurde“, so Iris Jana Magdowski. Künstlerische Qualität könne aber nur geschaffen werden, wenn man ein finanzielles Standbein habe, damit Planungssicherheit gewährleistet sei. Die jährliche Förderung der Landeshauptstadt für das Orchester wurde jetzt um 58 500 Euro erhöht. Der Gesamtbetrag beträgt nunmehr 808 500 Euro, den die Kammerakademie aus dem Stadtsäckel aktuell erhält, wenn der Haushalt so bestätigt wird.
„Das Orchester, das sich einen hervorragenden Ruf auch bei Gastspielen auf renommierten Konzertpodien erwarb, wird natürlich auch weiterhin auf Reisen gehen“, sagte Frauke Roth, Geschäftsführerin der Kammerakademie. „Noch im März musiziert es mit dem Dresdner Kreuzchor in der Kreuzkirche der Elbemetropole Bachs Johannespassion. In der kommenden Saison sind Konzerte unter anderen in Köln, Emden und in Amsterdam geplant. Auch über weitere Auftritte in der weltberühmten Frauenkirche in Dresden wird mit den dort Verantwortlichen intensiv nachgedacht.“
In der kommenden Saison wird Manacorda im Nikolaisaal mindestens zehn Konzerte dirigieren, vertraglich festgeschrieben sind sechs. So kann man sich Ende August auf eine Aufführung von Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ freuen, auf einen Beethoven-Marathon, der an vier Abenden in Potsdams Konzerthaus über die Bühne gehen soll. Die Kammerakademie und ihr Chef werden dabei alle neun Sinfonien des Großmeisters zu Gehör bringen. 2014 wird dann Manacorda wieder bei der Potsdamer Winteroper das Dirigat übernehmen: Wolfgang Amadeus Mozarts „La betulia liberata“.
In diesen Tagen bereiten sich Manacorda und die Kammerakademie auf ein besonderes Ereignis im Nikolaisaal vor. Gemeinsam mit der weltweit berühmten englischen Sopranistin werden sie Ausschnitte aus Jacques Offenbachs pfiffiger Operette „Die Großherzogin von Gerolstein“ sowie die bewegende Lyrische Tragödie „Die menschliche Stimme“ von Francis Poulenc zu Gehör bringen – eine weitere wunderbare Herausforderung für das erfolgreiche künstlerische Miteinander zwischen der Kammerakademie und ihrem Chefdirigenten.
Dame Felicity Lott singt Offenbach und Poulenc begleitet von der Kammerakademie am Freitag, dem 1. März, um 20 Uhr im Nikolaisaal in der Wilhelm-Staab-Straße 10/11. Der Eintritt kostet zwischen 8 und 30 Euro. Karten sind erhältlich in der Ticket-Galerie des Nikolaisaals oder unter Tel.: (0331) 28 888 28
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