Kultur: Eine neue Heraldik
Bilder Pavel Peppersteins im Einstein-Forum
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Bilder Pavel Peppersteins im Einstein-Forum Vierzehn weiß gerahmte Aquarelle und Zeichnungen auf ockergelbem Hintergrund. An der Innenwand des Veranstaltungssaals des Einstein-Forums. Immer wiederkehrende Symbole, Zeichen, Worte und Chiffren einer globalisierten Welt. Erscheinen in unterschiedlichen Verknüpfungen und Verbindungen. Fein gezeichnete minimale Andeutungen auf weißen Aquarellpapieren. Auf wenige immer wiederkehrende Farben reduziert. Die Symbole einer politischen Wirklichkeit formen sich zu einer neuen Heraldik. Einer globalen Metasprache, deren Sinn erst zu entziffern ist. Die Ausstellung „Political Hallucinations“ und „Eyes“ des russischen Konzeptkünstlers Pavel Pepperstein, von Susan Nyman eröffnet, wird aus Anlass der Tagung „Open Wounds - Reflectoins on Narzism, Communism, and the 20th Century“ gezeigt (bis 18. Juni). Die Autorin Thea Herold beschreibt Leben und Werk Pavel Peppersteins, der in Tel Aviv und Moskau lebt, in Potsdam jedoch nicht anwesend ist. Als der 1966 in Moskau geborene Pepperstein in den 8oer Jahren an der Kunstakademie studierte, lagen sein Land und die Kunst in tiefer Agonie. So sei es nicht verwunderlich, dass sich Pepperstein dem kranken Land und der kranken Kunst in der Gruppe der „medizinischen Hermeneutik“ zuwandte. Die Destruktion des alten kommunistischen Systems und die Konstruktion des Neuen seien die immer wiederkehrenden Themen Peppersteins. Im Spannungsfeld zwischen der erlebbaren politischen Wirklichkeit und den offiziellen Verlautbarungen findet er seine Inspiration. Setzt er Bilder und Symbole in Zusammenhänge, wie sie so nicht zu erfahren sind. Oft greift er dabei auch auf Figuren und Motive der russischen Märchen- und Mythenwelt zurück. Den Bogen zwischen Vergangenem und Gegenwärtigem spannend, gestaltet Pepperstein das „Präsens Historicum“ auf seine unverwechselbare Weise. Ein Bild: Eine blaue Europaflagge mit gelbem Sternenkranz. Darunter in schwarzen großen Lettern: NIGTH. Daneben die japanische Flagge. Ein roter Kreis auf weißem Hintergrund. Darunter in schwarzen großen Lettern: DAY: Auf einem zweiten Bild hat sich die europäische Flagge die japanische Flagge einverleibt. Oder umgekehrt? Im europäischen Sternenkranz prangt ein roter Kreis. Darunter in schwarzen großen Lettern: PERSPEKTIVE OF UNIFICATION OF EUROPE AND JAPAN. Eingepflanzt ist die vereinigte Flagge auf einem fein gezeichneten Hügel im Irgendwo. Nahe am Meer. Auf anderen Bildern wacht und waltet ein großes Auge. Wie das Auge Gottes. Doch die Augen werden von den Flaggen der Weltmächte als Wimpern umkränzt. Das Dollar- und Eurosymbol im Zentrum des Auges als Pupille. Oder eine gelb-grüne Flagge mit Halbmond als Zentrum des Auges. Auf einem anderen Bild fliegt ein Paar durch einen ortlosen Raum. Wie die Taube Noahs Land suchend. Im Mund hält das Paar keinen Ölzweig. Nur Flaggen.Barbara Wiesener
Barbara Wiesener
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