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Kultur: Eine Passion „vom Vater der heiligen Tonkunst“

Georg Philipp Telemanns Johannes-Passion 1741 wird am Sonnabend in der Friedenskirche vom Vocalkreis Potsdam aufgeführt

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Georg Philipp Telemann, der in Hamburg die Fäden des städtischen Musiklebens fest in der Hand hielt, sitzt bei den meisten Konzertveranstaltern und Musikfreunden erstaunlicherweise noch in der zweiten Reihe. Bach und Händel haben dagegen längst und unstrittig den Thron eingenommen. Vielleicht hat sich die negative Beurteilung bei den Rezipienten festgesetzt, Telemann sei ein Vielschreiber, auch die im Musicalischen Conservationslexikon von 1878 zu lesende Bemerkung, der Barockkomponist habe nicht mehr als „Fabrikware“ produziert, trug dazu bei. Der Zeitgenosse des Komponisten, Friedrich Wilhelm Zachariae, nannte ihn dagegen „Vater der heiligen Tonkunst“.

Der Vocalkreis Potsdam hat sich nun einem oratorischen Werk Telemanns zugewandt und wird es am kommenden Sonnabend in der Friedenskirche zur Aufführung bringen: die Johannes-Passion 1741. Ungewöhnlich ist die Angabe des Entstehungsjahres beim Titel. Von Telemann stammen 46 Passionsvertonungen, von denen etwa die Hälfte erhalten sind. In den 46 Jahren seiner Amtspflichten als Musikdirektor der fünf Hamburger Hauptkirchen verfasste er wohl jeweils eine Komposition nach den Berichten vom Leiden und Sterben Jesu, wie sie die vier Evangelisten aufschrieben. Telemanns Passionen sind im Gegensatz zu denen von Bach klanglich eher bescheiden und sparsam. Außer Streichern benötigen sie nur eine oder zwei Flöten oder Oboen, denn dem Komponisten und Musikdirektor standen zumeist nur ein Kammerorchester von zwölf Musikern zur Verfügung. Auch groß angelegte Eingangs- und Schluss- chöre wird man in diesen Passionen nicht finden. Eingeleitet und abgeschlossen werden sie mit schlichten Chorälen, die zur Zeit der Entstehung von der Gemeinde mitgesungen wurden. Wie bei Bach ist der Bibeltext durch lyrisch epische Betrachtungen in den Arien erweitert.

Man darf auf diese plastisch vertonte Passionsgeschichte nach dem Johannesevangelium gespannt sein, die in Potsdam wohl noch nie zu hören war. Es wird für viele eine bereichernde Neuentdeckung sein. Der Leiter und Dirigent des Vocalkreises, Matthias Jacob, hat für die Aufführung Telemann-Spezialisten aus der Geburtsstadt des Komponisten engagiert: Das telemann-consort-magdeburg. Als Solisten fungieren Kristiina Mäkimattilla, Sopran, Michael Zabanoff, Tenor, und Sören von Billerbeck, Bass.Klaus Büstrin

Johannes-Passion von Georg Philipp Telemann, 8. 4., 19.30 Uhr, Friedenskirche Sanssouci

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