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Kultur: Eine Stimme, die immer begeistert Seit mehr als 50 Jahren: Theater-Erinnerungen

Mehrmals schon sollte das Hans Otto Theater ein neues Haus erhalten. Immer wieder wurde der Neubau auf unbestimmte Zeit verschoben, kurz nach der Wende der Rohbau des Theater sogar abgerissen, weil dieser am „falschen Platz“ stand.

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Mehrmals schon sollte das Hans Otto Theater ein neues Haus erhalten. Immer wieder wurde der Neubau auf unbestimmte Zeit verschoben, kurz nach der Wende der Rohbau des Theater sogar abgerissen, weil dieser am „falschen Platz“ stand. Am 22. September 2006 ist es endlich soweit: am Havelufer in der Schiffbauergasse wird sich der Vorhang im neuen Haus öffnen. In einer sporadisch erscheinenden Serie wollen wir uns an die vergangenen Jahrzehnte des Potsdamer Theaters erinnern, an Künstler auf der Bühne und an diejenigen, die hinter ihr wirkten und wirken, an Schauspiel-und Opernereignisse, an interessante Episoden aus dem Theaterleben Potsdams. Heute: Waltraut Kramm In den fünfziger Jahren machte eine junge Schauspielerin in Potsdam auf sich aufmerksam, eine Berlinerin, die an der DEFA-Schauspielschule studierte: Waltraut Kramm. Viele Rollen wurden ihr am Hans Otto Theater übertragen, große und kleine. So war sie die Recha in Lessings „Nathan der Weise“ oder das Klärchen in Goethes „Egmont“. Die Inszenierung des Lessing-Stücks mit dem unvergesslichen Paul Lipinski in der Titelrolle machte damals große Furore. Das Hans Otto Theater, das unter der Intendanz von Ilse Weintraud stand, reiste mit dieser Aufführung sogar zu einem erfolgreichen Gastspiel nach Hamburg. Auch in so manchen Märchenstücken war sie zu sehen. Als Prinzessin hat sie der Autor dieser Zeilen als Kind auf der Bühne in der Zimmerstraße mehrmals erlebt. Damals dachte er: Ja, nur so darf eine Königstochter aussehen. Die märchenhaften Erlebnisse haben großen Eindruck hinterlassen, denn sie gehörten für den Schreiber zur Basis seiner Begeisterung für das Theater. Vielleicht war es die sprachliche Kultur der Waltraut Kramm, die ihm schon damals instinktiv beeindruckte. Jedenfalls hat er nach den Theatererlebnissen begeistert Theaterstücke und Gedichte gelesen und sie auswendig gelernt. Als Partner der Schauspielerin standen unter anderen Hannjo Hasse auf der Bühne, der in DEFA-Filmen oft zu sehen war, aber leider immer nur als Bösewicht. Auch Horst Seemann, der sich später als Filmregisseur einen Namen machte, Willi Neuenhahn, der viele Jahrzehnte am Hans Otto Theater, bei der DEFA und im Fernsehen wirkte. Waltraut Kramm war auch in diesen Medien zu erleben. Schon 1949, als Achtzehnjährige, verpflichtete Kurt Maetzig sie für eine Hauptrolle in seinem Film „Die Buntkarierten“, Wolfgang Staudte versicherte sich 1954 ihrer Mitwirkung in seinem Film „Leuchtfeuer“. Auch in „Der Prozess wird vertagt“ (1958) von Herbert Ballmann wurde sie neben Gisela Uhlen und Raimund Schelcher mit einer Hauptrolle besetzt. Waltraut Kramms künstlerische Tätigkeit konnte man seit Ende der fünfziger Jahre beim Film, Fernsehen beim Synchron und im Rundfunk verfolgen. Dem Theater sagte sie leider adé. In einer unendlichen Vielzahl von Hörspielen – vor allem auch in Kindersendungen – gab sie mit ihrer Stimme den ihr anvertrauten Rollen Profil und Klang. Sie wurde schließlich eine der beliebtesten Sprecherinnen beim Rundfunk. Mit dem warmen Timbre und der meisterhaften Beherrschung der Sprache vermochte sie auch in diesem Sommer in der URANIA-Reihe „Im Garten vorgelesen“ mit Goethe- und Schiller-Balladen zu begeistern. Klaus Büstrin

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