Kultur: Eine verborgene Schönheit
Susanne und Detlef Schilf öffnen morgen ihren Garten für die Öffentlichkeit
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Potsdam, so wissen wir es alle, ist berühmt durch seine Parks, doch wie es hinter den Häusern grünt und blüht, das geschieht meist im Verborgenen. Darum hat die URANIA Potsdam vor einigen Jahren Gartenbesitzer ermuntert, ihre Refugien für Intertessierte zu öffnen. Morgen und am Sonntag ist es wieder einmal soweit: Wer Lust hat, private Gärten zu besuchen, der ist herzlich dazu eingeladen. Natürlich befinden sich die Garten-„Hochburgen“ in Bornstedt und in Bornim, doch man wird überrascht sein, wenn man sich beispielsweise in die Babelsberger Tuchmacherstraße 22 aufmacht, zu Susanne und Detlef Schilf.
Auch ihr Garten liegt im Verborgenen, hinter dem zweistöckigen Haus, das um 1900 erbaut wurde. Wird man in das grüne Areal gebeten, offenbart von der Hausterrasse bis zur überdachten Sitzecke am andern Ende des 300 Quadratmeter großen Gartens sich fast alles auf einen Blick, den Detlef Schilf „unsere grüne Stube“, nennt. Angefangen hat alles vor 19 Jahren. Als die Landschaftsarchitektin und der Landschaftsgärtner in das Haus zogen, war es klar, dass nicht nur das Wohngebäude saniert werden müsse, auch der lang gestreckte Hof sollte eine Neugestaltung erfahren. Dazu musste erst das marode Nebengelass abgerissen werden. Nachdem die Schilfs den Berg von Schutt entsorgt hatten, lag vor ihnen das, was jeder Gärtner – und auch auch Innenarchitekt – am meisten begehrt: ein leeres weißes Blatt. Schnell füllten sie es mit ihren Ideen.
Der Garten wird von zwei unterschiedlichen Mauern flankiert. Auf der einen Seite wurde sie mit Steinen vom abgerissenen Stallgebäude hochgezogen, auf der anderen beeindruckt eine vier Meter hohe grüne Wand aus Taxus, die natürlich ständig geschnitten werden muss. Hier an der Nadelbaum-Mauer findet man schmale geschwungene Rabatten, auf denen man alte englische Rosen, beispielsweise die roséfarbene „Gertrude Jekyll“, die alteBauerngartenschönheit, das Tränende Herz, oder auch die bereits abgeblühte Magnolie findet. Gegenüber dem gepflegten Rasen und dem Weg schäumen dicht gedrängte Stauden, Obstbäume sowie Blütengehölze. Besonders die rot blühenden Weigelien begeistern in diesen Tagen den Besucher. Als dankbare Bodendecker wurde der überschwengliche Prachtstorchschnabel gewählt, dessen lila blaue Blütenwoge sich zwischen gelben Taglilien und rot glühendem Mohn ergießt. Und dazwischen in Hülle und Fülle das Vergissmeinnicht. Es strahlt natürlich am schönsten im Sonnenschein. Und obwohl das Blümchen zur Zeit aus der Mode gekommen ist, sorgt es mit seinen vielen Sämlingen für sein Fortbestehen. Auch in dem Garten in der Tuchmacherstraße.
Den Sommer über müssen die „angestammten“ Pflanzen und Bäume in ihrer Nachbarschaft freundliche Orangeriepflanzen akzeptieren, die dann spätestens im Oktober zurück in den Wintergarten müssen.
Man versteht, warum die Schilfs ihren Garten „unsere grüne Stube“ nennen. Er ist ein Rückzugsort, doch auch eine Stätte der Gastfreundschaft. Jedenfalls ist auch er eine eigene Persönlichkeit, die ihre Lebenskraft von den dahinter stehenden Menschen bezieht.
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