Die Hochzeit zwischen dem Mantuaner Erbprinzen Francesco Gonzaga und Margherita von Savoyen im Jahre 1604 wurde mit einem satirischen Allegorienspiel geziert. Der Dichter Ottavio Rinuccini sowie der Komponist Claudio Monteverdi sind für das Spektakel „Il Ballo delle Ingrate“ (Der Tanz der Spröden) die geistigen Urheber. Venus, Amor und Pluto sowie die wegen ihrer Sprödigkeit zu Höllenpein verurteilten Frauen warnen, die Pfeile Amors zu missachten. „Lernt Erbarmen, Frauen und Mädchen“, heißt es in dem spitzbübischen Chorrefrain am Schluss. Er dürfte seine Wirkung auf die lebenslustigen Damen des Mantuaner Hofes nicht verfehlt haben. Die Hofgesellschaft wurde wegen übertriebener Sittenstrenge und Sprödigkeit indes nie verurteilt.
Monteverdis außerordentlich köstliches Satirespiel ist eines der Anziehungspunkte der diesjährigen „Venezianischen Nacht“, die am kommenden Samstag bereits zum sechsten Mal in und an der Friedenskirche Sanssouci stattfindet. „Das byzantinische Apsis-Mosaik des Gotteshauses, das aus Murano bei Venedig stammt, bildete den Ausgangspunkt für die Idee, Zuhörer in dem einmaligen Gebäudeensemble auf neue Weise für das reiche musikalische Erbe der Lagunenstadt zu begeistern“, sagt Wolfgang Hasleder, Violinist und in Sachen Musikhistorie hoch ambitionierter Potsdamer, der mit der „Kleinen Cammer-Music“ für die „Venezianische Nacht“ verantwortlich zeichnet und mit ihr in dem reichen musikalischen Leben Potsdams eine besondere Zierde darstellt. Er stellte wieder ein Programm zusammen, das hohen Ansprüchen von Liebhabern Alter Musik und darüber hinaus gerecht werden wird.
Im Mittelpunkt steht Claudio Monteverdi, der 30 Jahre als Kapellmeister am Markusdom Venedigs wirkte und durch das erste öffentliche Opernhaus der Stadt angeregt wurde, Opern zu schreiben. „.Monteverdi schuf, so kann man es getrost sagen, in gewissem Sinn die europäische Kunstmusik der Neuzeit. Viele Komponisten seiner Generation setzten ihm ein Denkmal in Form eines Musikstücks, beispielsweise mit dem Titel ,il Monteverde‘“, so Wolfgang Hasleder. „Sein besonderes Verdienst ist, dass er die Vokalmusik individualisierte und sie mit großer Ausdrucksvielfalt versah.“ Um damit konkurrieren zu können, griffen die Instrumentalisten, die ihrer ureigensten Domäne, der Tanzmusik, nun nach und nach entsagen mussten, zu neuen Mitteln. „Der Attraktivität der menschlichen Stimme mit ihren textgetragenen unmittelbaren Affekten stellte man die Virtuosität auf dem Instrument entgegen sowie dessen Klangentfaltung in all ihren Farben“, sagte Hasleder.
In dem Programm, das von der „Kleinen Cammer-Music“, dem Gesangsensemble „L‘Harmonie Celeste“ u.a mit Doerthe Maria Sandmann, Christine Wolff, Volker Arndt und Axel Scheidig sowie der Tänzerin Andrea Miltner bestritten wird, sind Werke von Weggefährten, Schülern und Adepten Monteverdis, unter anderen von Heinrich Schütz, Salomone Rossi und Biagio Marini zu hören.
Klaus Büstrin
6. Venezianische Nacht am 13. August ab 19.30 Uhr in und an der Friedenskirche. Für italienische Getränke und Speisen ist gesorgt. Eintrittskarten an der Abendkasse.
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