Kultur: Einer der Großen
Dimitri Ashkenazy heute als Klarinettensolist beim Neuen Kammerorchester in der Friedenskirche
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Dimitri Ashkenazy heute als Klarinettensolist beim Neuen Kammerorchester in der Friedenskirche Zu seinem 4. Sinfoniekonzert der Spielzeit 2004/05 lädt das Neue Kammerorchester Potsdam unter Leitung von Ud Joffe heute um 19.30 Uhr in die Friedenskirche Sanssouci ein. Der Solist des Abends, Dimitri Ashkenazy, gehört zu den großen Klarinettisten der Gegenwart. Geboren 1969 in New York, erhielt er mit sechs Jahren ersten Klavierunterricht. Vier Jahre später - die Familie lebte inzwischen in der Schweiz - kam der Wechsel zur Klarinette. Später sagte er in einem Interview: „Weil ich so viele Pianisten in der Familie habe wollte ich - pointiert gesagt - wegkommen von dieser Klavierclique hat mir von den Blasinstrumenten die Klarinette besonders zugesagt. Freilich war es keineswegs eine Liebe auf den ersten Blick; ich habe einige Jahre gebraucht, bis es so weit war.“ An dieser Stelle untertreibt Dimitri Ashkenazy wohl eher, denn schon während des Studiums am Konservatorium Luzern war er ein gefragter Partner sowohl als Solist wie auch als Kammermusiker. Seit 1991 führt ihn eine rege Konzerttätigkeit durch die ganze Welt. Mit dem Neuen Kammerorchester spielt Dimitri Ashkenazy das Klarinettenkonzert von Gerald Finzi, einem der typischsten englischen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Dieser steht ganz in der Tradition von Edward Elgar, weswegen Finzis Musik zu seinen Lebzeiten nicht eben modern erschien. Wie alle seine nach dem 2. Weltkrieg entstandenen Kompositionen verquickt das Klarinettenkonzert den Schmerz des Menschen mit der Schönheit der (nördlichen) Natur – eine Stimmung die der Farbe und den Ausdrucksmöglichkeiten der Klarinette geradezu entgegenkommt. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass sich das Konzert als ein Standardwerk der Klarinettenliteratur etablieren konnte und damit ganz im Sinne der Dramaturgie der Spielzeit „als ein Wegweiser zu Mozart 2006“ dienen kann. Weiter werden im Konzert Puccinis „Crisantemi“ erklingen - im Januar 1890 in einer Nacht geschrieben, ist das kurze Stück dem Andenken an den seinerzeit gerade verstorbenen Amedeo von Savoyen gewidmet. Der Beweggrund Puccinis für dieses ausdrucksvolle Epitaph blieb immer im Dunkeln. Beschlossen wird das Konzert mit dem nach Arthur Rubinstein „besten Werk Tschaikowskys“, der Streicherserenade in C-Dur. Tatsächlich spielt der Komponist hier mit all seinen stilistischen Mitteln: vollblütig pulsierende Themen, märchenhaft mitreißende Tanzsätze, andächtig russische Hymnen, liebreizende Leichtigkeit, operngleiche Dramatik und lähmende Melancholie - ein Finale „Russo“, russisches Kolorit gepaart mit europäischer Eleganz. Christian Seidel Karten zu diesem Konzert für 13 € (ermäßigt 10 €) gibt es an der Abendkasse.
Christian Seidel
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