Kultur: Einfach unglaublich schön
King“s Singers wurden im Nikolaisaal gefeiert
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Die Beziehungen der Briten zu ihren Königen, vor allem zu ihren Königinnen sind ganz besondere. Sie lieben sie oder lehnen sie ab. Die meisten, das bestätigen Umfragen, bevorzugen die Monarchie. Sie hat eine lange Geschichte, sicherlich eine nicht immer erfolgreiche. Und so haben die Engländer auch eine liebevoll-krtitische Sicht auf ihre Könige. Auch die King“s Singers, wie ihr Musikfestspielkonzert im Nikolaisaal hörbar bewies.
Das 1968 gegründete Männer-Sextett, eines der besten Vocalensembles der Welt, vergab anlässlich des Goldenen Thronjubiläums von Elizabeth II. im Jahre 2002 Kompositionsaufträge an Joby Talbot, Howard Godall und Jocelyn Pook. Unter dem Titel „The Oriana Collection“ wurden Loblieder auf die Queen gesungen. Das etwas Heroische, das hin und wieder in den Sätzen steckt, wurde jedoch mit echtem britischen Humor durchbrochen. Besonders Pooks „Mobile“, das den oft ungebremsten Umgang mit Handys auf die Schippe nimmt – auch das traditionelle Königshaus kann sich dem modernen Verständigungsmittel nicht entziehen – ist ein besonders pfiffiges Stück, das große Virtuosität in den stimmlichen Mitteln verlangt. Die steht David Hurley und Robin Tyson, Countertenor, Paul Phoenix, Tenor, Philip Lawson und Christopher Gabbitas, Bariton, sowie Stephen Connoly, Bass, in hervorragendem Maße zu Gebote. Sie sind berühmt für ihren „Sound“, den perfekten Zusammenklang der Stimmen. In allen Chorsätzen, die King“s Singers sangen, war dies zu vernehmen. So auch in den Choral Dances von Benjamin Britten. Sie stammen aus der Oper „Gloriana“ aus dem Jahre 1953, die der Komponist anlässlich der Krönung Elizabeh II. aufgeführen ließ. Brittens intime Kenntnis der englischen Renaissancemusik war hierbei besonders zu spüren. Ihre Klangwelt ist nämlich auch in den Choral Dances zu finden – eine wunderbar klare Musik.
Die Kunst des englischen Madrigals der Renaissance und des Frühbarocks wussten die King“s Singers dann mit großer Souveränität darzubieten. Sie sangen die Sätze filigran, facettenreich, einfach unglaublich schön. Der Leichtigkeit des Seins frönten die Sänger auch mit köstlichen Bearbeitungen aus in England berühmten Komischen Opern wie „Die Piraten von Penzance“ oder „Der Mikado“ von William S. Gilbert und Arthur Sullivan. Die um 1900 lebenden Komponisten feiern mit ihren Werken nach wie vor ungeheure Publikumserfolge. Auch hier ist britischer Humor von Feinstem, gespickt mit Sarkasmus und der Lust, die Welt heiter zu sehen, zu finden. Es war schon ein Vergnügen, zu höern, wie sich die sechs Herren die Bälle zuspielten, wie sie immer erneut zu einem animierten Musizieren fanden. Die Maschinerie der virtuosen Effekte lief wie geschmiert, wo nötig, wurde gehöriges Feuer entfacht und die feineren Passagen kamen rhythmisch leichtfüßig daher – auch bei den von ihnen gesungenen Arrangements aus dem Pop-Bereich, beispielsweise von den Beatles. Sie zeigten das großartige Gespür der King“s Singers, den verschiedensten Seiten der Musikliteratur vitales Leben zu geben. Langanhaltende Ovationen. Klaus Büstrin
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