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FREITAGS: Einfälle gesucht

Jugend paradox. Da findet in der vergangenen Woche ein mehrtägiges Benefiz-Festival im Babelsberger Lindenpark statt, der Eintritt ist klein, die Bandauswahl vor allem im Metal-Sektor groß.

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Jugend paradox. Da findet in der vergangenen Woche ein mehrtägiges Benefiz-Festival im Babelsberger Lindenpark statt, der Eintritt ist klein, die Bandauswahl vor allem im Metal-Sektor groß. Doch nur wenige Leute gehen hin. Dagegen tanzen am Sonntag und am Mittwoch mehr als hundert junge Leute in der Nähe vom Fachhochschulgebäude und am Stadthaus für einen neuen Spartacus-Club in der Innenstadt, stundenlang, ohne große Werbung.

Die so verschiedenen Szenerien zeigen zwei Dinge: Der Lindenpark ist für einen großen Teil der Jugendkultur tot – außer für Metal-Fans, die sich aber sowieso für jeden Laden mobilisieren lassen. Wohl der Hauptgrund, warum der Lindenpark so dahin siecht, ist das Image eines leeren Saals: Wer gerade bei kleineren Veranstaltungen weiß, dass sowieso nur wenige Leute kommen, bleibt auch selber der Geisterfeier fern. Mit dem in dieser Woche begonnenen Interessensbekundungsverfahren für einen neuen Lindenpark-Träger hat die Verwaltung diese Erkenntnis aufgegriffen: Mehr Familienzentrum soll der LiPa sein, mehr Jugendfreizeit am Nachmittag angeboten werden. Zum kleineren Teil der Aufgaben gehören da Partys und Konzerte, gerade im nichtkommerziellen Bereich. Denn die müssen nach der Schließung des Spartacus wieder ihren Platz in der Stadtmitte finden.

Es dürfte einige Kommunalpolitiker gewundert haben, wie stark inzwischen der Protest gegen die unverschuldete Schließung des Jugendkulturhauses in der Schlossstraße ist, das der Lindenpark wegen seiner Schulden abstoßen musste. Ausprobieren konnten sich junge Leute im Spartacus, ehrenamtlich Alternativkultur fördern und ohne große Zwänge Partys feiern, zu denen die Bude immer voll war. Das wird vermisst. Und die Folgen der Schließung können tagtäglich rund um den Hauptbahnhof beobachtet werden, wo nun junge Leute ohne festen Platz abhängen.

Wenn Winter ist, dürfte sich das Problem in die Passagen des Bahnhofs verlagern. Spätestens dann ist der Handlungsbedarf da. Und der kann nicht auf einen Ersatz in der viel zu schicken Schiffbauergasse hinauslaufen. Die Verwaltungs-Experten und Politiker müssen sich etwas einfallen lassen. Sonst haben sie immer wieder tanzende Jugendliche vor ihrem Stadtparlament und können wegen der Lautstärke die Fenster ihres Saals nur öffnen, wenn sie auch die Musik ertragen.

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