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Kultur: Einst Hauptaltar, heute Seitenaltar

Restaurierung von Kunstwerk in der Propsteikirche St. Peter und Paul abgeschlossen

Stand:

Die Restaurierung der barocken Kunstwerke in St. Peter und Paul ist abgeschlossen. Aus einem Hauptaltarbild wurde ein Nebenaltarbild. Nicht in unseren Tagen wurde daran „gedreht“, sondern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die katholische Kirche St. Peter und Paul auf dem Bassinplatz gebaut wurde. Das Gotteshaus der Gemeinde stand zuvor – seit 1724 – auf dem Gelände der Gewehrfabrik. König Friedrich Wilhelm I. ließ es im Fachwerkstil für seine Soldaten und Handwerker, die auch aus katholisch geprägten Ländern kamen, erbauen. Da diese bald baufällig wurde, genehmigte der Soldatenkönig einen Neubau mit einem Hauptaltar und zwei Seitenaltären.

Der Künstler, der die Bilder malte, gehörte zum Hof des Königs: der Franzose Antoine Pesne. Hauptsächlich wurde er vom Soldatenkönig – er war schon bei dessen Vater Friedrich I., dann auch beim Sohn Friedrich II. Hofmaler – beauftragt, Porträts sowie Szenen aus der Mythologie und Allegorien zu malen. Für die Kirche musste er sich indes mit Andachtsbildern, mit religiösen Themen beschäftigen. Für die beiden Seitenaltarbilder verlangte Pesne 500 Taler Honorar. Doch der König, der als Auftraggeber die Rechnung bezahlen musste, meinte: „Pesne möge bedenken, dass die Gemälde für eine katholische Kirche bestimmt sind. Er soll 400 Taler bekommen.“ Pesne war katholisch. Für Friedrich Wilhelm war die Sache erledigt.

Glücklicherweise hatten die Bauherren von St. Peter und Paul ein Auge auf die barocken Kunstwerke aus der Kirche an der Gewehrfabrik. Und so kamen die Monstranz, die Plastiken, die Ewiglicht-Ampeln, Rauchfässer, Leuchter, Kelche sowie die drei Gemälde der Altäre in das neue Gotteshaus. Der Hauptaltar in St. Peter und Paul wurde im Zeitgeschmack gestaltet. Das einstige Gemälde des Hauptaltars, „Christus am Ölberg“, wurde an die Seite gehängt. Pesnes „Der heilige Dominikus empfängt den Rosenkranz von der Gottesmutter“ sowie der „Schutzengel Raffael“ fanden ihren Platz neben dem heutigen Hauptaltar. Die Gemeinde hat sich neben der Sanierung des Äußeren ihrer Kirche auch der Restaurierung der Ausstattungsgegenstände aus dem 18. Jahrhundert angenommen. Die Diplomrestauratoren Sieglinde Timm, Grit Jehmlich und Oliver Max Wenske wurden beauftragt, die Pesne-Gemälde, dem Kruzifix (unbekannter Künstler) und die Skulptur der Maria Magdalena von Johann Peter Benckert zu restaurieren. Beteiligt war auch Tischlermeister Stephan Violet.

Dieser Tage erstrahlt nun der gesamte Seitenaltar mit dem Gemälde „Christus am Ölberg“ in neuem Lichte. Für die Wiederherstellung der Holzeinrahmung hat die Stiftung Preußisches Kulturerbe die Finanzen beigesteuert. Eine Fotografie des Ateliers des Potsdamer Lichtbildkünstlers Hermann Selle aus dem Jahre 1869 hat den Restauratoren bei ihrer Arbeit geholfen. Sie stellten fest: Der Barockaltar in der Fachwerkkirche war größer als jetzt. Damals gab es über dem sich vor Gott demütig neigenden preußischen Adler mit Krone, Schwert, Degen, Zepter und Lorbeeren eine Gloriole mit dem Auge Gottes. „Wir haben uns aber an den Zustand von 1882 gehalten, also ohne Gloriole“, erzählen Grit Jehmlich und Oliver Max Wenske. Und somit kann man neben barocken Spuren auch denen des späten 19. Jahrhunderts hier in St. Peter und Paul begegnen. Beispielsweise dem Tabernakel, den Vasen und dem Lamm, das vor kurzer Zeit erst wieder auftauchte. „Das Gestühlholz der ehemaligen Kirche, so vermuten wir, wurde für die Säulenpostamente und für die Gesimse wieder verwendet. Wir haben noch alte ins Holz eingeritzte Initialen gefunden.“ Im Altartisch befindet sich das Heilige Grab mit Christus. Es wird nur am Karfreitag und am Karsamstag geöffnet. Auch dieses Grab wurde von den Restauratoren „behandelt“.

Vor diesem Seitenaltar sollen, so Propst Klaus-Günther Müller, die Abendmessen gefeiert werden. Und vielleicht wird das Pesne-Gemälde „Christus am Ölberg“ auch ein Trostbild für die Gemeinde sein, so wie es die Gläubigen in der alten Fachwerkkirche verstanden: „Der kraftvolle Engel bringt den angstvoll Flehenden den Kelch, den stärkenden Trank, während er mit der anderen Hand nach oben ins himmlische Licht hinein verweist, aus dem er gerade kommt“, schrieb die Kunsthistorikerin Christine Goetz in ihrer Würdigung zum katholischen Kulturerbe in Potsdam.

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