Kultur: Einstweilige Verfügung bei Heider-Buch?
„Damals im Café Heider“ ist ein Erinnerungsbuch von Potsdamern, die in den siebziger und achtziger Jahren das bekannte Etablissement am Nauener Tor besuchten und eifrig belebten. Die Potsdamer Szene traf sich dort, um dem tristen DDR-Alltag zu entgehen.
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„Damals im Café Heider“ ist ein Erinnerungsbuch von Potsdamern, die in den siebziger und achtziger Jahren das bekannte Etablissement am Nauener Tor besuchten und eifrig belebten. Die Potsdamer Szene traf sich dort, um dem tristen DDR-Alltag zu entgehen. Ein paar Feststunden mit ganz eigenem Charakter wollte man im Café feiern, die „grenzenlose Freiheit im öffentlichen Raum“ genießen. Erschienen ist der Band im Verlag Schwarzdruck Potsdam. Herausgegeben wurde es von Renate Wullstein, aufgeschrieben vom Autor Martin Ahrends (PNN berichteteten am 8. März).
In die vermutlich herausgeberische Freudenstimmung wird sich nun ein Wermutstropfen mischen. Der Grafiker Bob Bahra erwägt eine Einstweilige Verfügung gegen das Erscheinen des Buches. Mit seinem Rechtsanwalt wird er sich darüber heute beraten.
Bob Bahra, der Gast bei „Heider“ war, wurde von der Herausgeberin sowie vom Autor gebeten, sich mit einem Text am Buch zu beteiligen. Dafür wurde ein Interview verabredet, das zustande kam. „Das Tonbandprotokoll schickte mir Ahrends unredigiert zur Korrektur“, sagte Bob Bahra gegenüber den PNN. „Ich korrigierte, strich die Namen und schickte es wieder rechtzeitig zurück, das war im Januar 2005.“ Es war vereinbart, dass keine Namen im Text gedruckt werden sollen. Vor allem dann, wenn beispielsweise ein Zeitgenosse als IM bezeichnet wird, obwohl dies amtlich nicht bestätigt ist. Doch dann hörte Bahra nichts mehr von dem Projekt. Schließlich wurde ihm mitgeteilt, dass das Buch wegen fehlenden Geldes nicht erscheinen könne. „Im Februar diesen Jahres traf ich Renate Wullstein, die mir erzählte, dass das Buch nun doch herauskommt. Auf meine Bitte hin mailte sie mir den Text.“ Die Korrekturen waren jedoch nicht erfolgt. Die Herausgeberin machte dann den Vorschlag, entweder werden die Berichtigungen noch durchgeführt oder der Beitrag entfällt, was sie sehr bedauern würde. Bob Bahra redigierte den Text erneut, schickte ihn wieder zurück. Er bot der Herausgeberin auch an, bei der Drucklegung behilflich zu sein. Keine Reaktion.
Das Buch ist inzwischen erschienen, die zahlreichen Korrekturen wurden nicht berücksichtigt. Einer Einstweiligen Verfügung sieht Renate Wullstein jedoch anscheinend mit Gelassenheit entgegen. Dies würde das Interesse am Buch nur noch steigern, schrieb sie in einer Email an Bob Bahra.Klaus Büstrin
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