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Sind den eigenen Grenzen auf der Spur: Odile Seitz und Hannah Tröger.

© Jäger

Kultur: Engen Grenzen ein oder geben sie Freiheit? Das Jugendtanzprojekt No limit! von Odile Seitz

Odile Seitz kann sich noch gut erinnern, wie sie Hannah vor gut einem Jahr erlebte: als ein großes Mädchen, das noch nicht weiß, was sie mit ihrem großen Körper machen kann. „Inzwischen wurde sie für mich richtig zur Frau“, sagt die französische Tänzerin und Tanzpädagogin über ihre Schülerin.

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Odile Seitz kann sich noch gut erinnern, wie sie Hannah vor gut einem Jahr erlebte: als ein großes Mädchen, das noch nicht weiß, was sie mit ihrem großen Körper machen kann. „Inzwischen wurde sie für mich richtig zur Frau“, sagt die französische Tänzerin und Tanzpädagogin über ihre Schülerin. Die 19-jährige Hannah Tröger ist eine der zwölf Teilnehmerinnen in dem Projekt „No limit!“, das heute bei den Potsdamer Tanztagen Premiere hat. In einer monatelangen Forschungsreise in den eigenen Körper setzten sich die 15- bis 19-Jährigen mit Fragen von Grenzsituationen auseinander. Es ging dabei weniger um Ländergrenzen, sondern um eigene innere Begrenzungen, die Enge und Freiheit, Wut und Freude auslösen können.

Anfangs empfand Hannah vor allem die düsteren Seiten. Es verstörte sie fast, dieses selbst entwickelte Stück zu tanzen. Doch allmählich öffnete sie ihre Wahrnehmung auch für die positiven Momente.

Hannah arbeitete bereits im vergangenen Jahr bei den Tanztagen in dem Projekt „Dance“ mit Odile Seitz zusammen. „Es war wie eine Befreiung“, erinnert sich die zurückhaltende, aber durchaus selbstbewusste junge Frau: „Mein Bewegungsvokabular erweiterte sich. Ich bekam ein absolut entwickeltes Körpergefühl“, sagt Hannah strahlend. „Ich könnte nichts nachmachen, das käme mir albern vor. Aber wenn es von innen kommt, fühlt man, dass es wahr ist.“ Bei der Premiere von „Dance“ wollte die junge Frau allerdings noch nicht, dass manche, die sie kennt, sie auch auf der Bühne sehen. „Schließlich gab ich sehr viel Persönliches von mir preis.“ Heute stört sie das nicht mehr. Jeder, der mag, kann ihr zusehen.

Über diese Entwicklung freut sich natürlich auch die Lehrerin, die selbst sehr viel Kraft und Lebensfreude ausstrahlt. Odile Seitz kam vor elf Jahren nach Deutschland. Vorher flog die Tänzerin sieben Jahre zwischen Paris und ihrer Liebe in Berlin hin und her, bis sie endlich einen Schnitt machte. „Die Deutschen sind unglaublich!“, sagt sie lachend. Inzwischen hat sie nicht nur drei Kinder bekommen, sondern auch das vierköpfige Kollektiv „Practicable“ gegründet. „Anders als in einer Company, wo es einen Chef und die Tänzer gibt, stehen bei uns alle nebeneinander und stützen sich. Zusammen sind wir kräftiger.“ Das Zauberwort bei der Erarbeitung ihrer Stücke heißt Body Mind Centering, eine Methode, die sich aus der Physiologie und Anatomie des Körpers speist.

Odile Seitz sagt, dass bei „No limit!“ natürlich alle Teilnehmerinnen sehr unterschiedlich seien, es aber eine gemeinsame Bewegungsqualität gebe. Und mit der wollen sie Nähe und Distanz, emotionale Hürden und Belastungsgrenzen ausloten. Heidi Jäger

Heute um 17.30 Uhr und am morgigen Sonntag um 16 Uhr, Reithalle

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