Kultur: Entspannte Besinnlichkeit
Potsdamer Männerchor sowie Gunther Emmerlich und Ensemble im Nikolaisaal
Stand:
Mit viel zu viel weihnachtlichem Gepränge wurde der Nikolaisaal geschmückt. Der weitgehend sachlich kühle Konzertraum verträgt doch eher eine etwas zurückhaltende Gestaltung. Man sollte in erster Linie von den Darbietungen angezogen werden, nicht allzu sehr von Äußerlichkeiten. Aber der größte Teil der Besucher war von dem Weihnachtsschmuck, den der Veranstalter, der Potsdamer Männerchor, anbringen ließ, sicherlich begeistert, wie auch von den Singenden und Musizierenden. Der Männerchor lud am Samstag vor dem dritten Advent zu seinem traditionellen Weihnachtskonzert ein. Zwei Mal mussten sie es absolvieren, denn die Nachfrage dafür war groß.
Mit erfreulich stimmlichen Leistungen konnte das rund 120-köpfige Ensemble unter der Leitung von Ronald Reuter aufwarten. Die Robustheit des Klanges, die man des öfteren vernahm, wich diesmal einer sensibleren Tongebung. Besonders im Tenor waren schöne stimmliche Momente zu hören. Man sang verinnerlicht altbekannte Weihnachtslieder wie „Wie soll ich dich empfangen“, „Lasst uns zum Kindlein eilen“, „Es ist ein Ros“ entsprungen“ und besonders bei „Little drummerboy“. Die Herren waren in diesem Konzert musikalisch und gesanglich nicht sehr überfordert, so dass sie sich ganz und gar auf ihre übersichtlichen Programmpunkte entspannt konzentrieren konnten. Und so entspannt hörte man ihnen auch gern zu.
Sicherlich ließ sich der Potsdamer Männerchor auch von seinem Stargast anstecken, von dem Fernsehmoderator Gunther Emmerlich. Der Dresdner Künstler ist selbst ein bekannter Bassist. Darum erwartete man von ihm, dass er sich mit einigen stimmungsvollen Piecen zur Weihnachtszeit vernehmen ließ. Seine Stimme spricht heutzutage noch am ehesten bei den volkstümlichen Liedern an, die er auch zuhauf in seinen Fernsehsendungen „Zauberhafte Heimat“ singt, bei Barockmusik von Aldovani oder Bach jedoch weniger. Da hatten seine Interpretationen wenig Drive und auch hier schwang so manch volkstümliches Musik-Gehabe mit.
Gunther Emmerlich brachte weitere Gäste mit in den Nikolaisaal: die junge Jeanne Pascal Schulze, die mit einem schönen lyrischen, doch in den Höhen etwas klirrendem Sopran ausgestattet ist, die in den verschiedensten Stilrichtungen geschmackvoll agierenden Instrumentalisten, so Sabina Herzog, Violoncello, die sogar beim Abendlied aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ mit einem warmtönenden Alt aufwartete, Kurt Sandau, der etwas zu routiniert die Trompete blies, sowie Klaus Bender, der vielbeschäftigte und immer sicher musizierende Musiker an der Orgel und am Flügel.
Das Schönste dieses Weihnachtskonzertes waren jedoch die heiter-besinnliche Geschichten aus alter und vor allem neuer Zeit, die Gunther Emmerlich mit viel Herz und Ironie las. Das hatte wirklich Esprit, da konnte man schmunzeln und lachen. Viel Beifall gab es zum Schluss für die Mitwirkenden, die abschließend – etwas verfrüht – „Stille Nacht, heilige Nacht“ sangen.
An einer lebensspendenden Aktion konnte die Besucher der Konzerte teilnehmen. Für einen Jungen in Wilhelmshorst, der unter Leukämie leidet, und dringend einen Blutstammzellenspender benötigt, wurde Geld gesammelt. Wie viel aber gespendet wurde, konnte man gestern noch nicht erfahren.
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