Kultur: Er brachte den Kindern das Schulgespenst Der Autor Peter Abraham
wird heute 70 Jahre
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Sein „Schulgespenst“ flatterte jahrzehntelang durch die Klassenzimmer. Wohl kaum ein Kind, das sich nicht an der Geschichte um Carola Huflatich, die als Geist den Lehrern Streiche spielte, erfreute. Nach der Wende ist es zwar ruhiger um dieses auch verfilmte „Zwitterwesen“ geworden, doch das Buch von Peter Abraham erhielt im Ravensburger Verlag eine Nachauflage und damit eine neue Lesergeneration. Und es bekam auch neue Gefährten: „Das Schulgespenst und die Superdetektive“ sowie „Das Schulgespenst tüchtig in Fahrt“.
Den Babelsberger Autor, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, freut“s natürlich – auch wenn inzwischen das Interesse an seinen Büchern deutlich nachgelassen hat. Das Riesenangebot an Kinder- und Jugendliteratur macht das Schreiberleben nicht einfacher.
Doch Peter Abraham, der gerade bei einer Kur neue Kräfte sammelt, mischt nach wie vor gerne mit: als Autor von Tier-, Piraten- und Feriengeschichten ebenso wie beim Verbreiten von Literatur. Vor 15 Jahren gründete er in Brandenburg den Bödecker–Kreis, um Bücher bei den Kids ins Gespräch zu bringen. Er organisiert gemeinsam mit anderen Schriftstellern, Illustratoren, Verlegern und weiteren engagierten Büchernarren Lesungen, Literaturausstellungen, Werkstätten – und freut sich, wenn er auch selbst zu Lesungen eingeladen wird. Fast zehn Jahre war er Vorsitzender dieses Kreises, und noch immer ist er Vereinsmitglied.
In vielen seiner Bücher setzte sich der gebürtige Berliner mit der Kriegs- und Nachkriegszeit auseinander, die ihn auch selbst sehr prägte. Sein Vater, ein Gebrauchsgrafiker, war im Widerstand aktiv und half jüdischen Menschen, Verstecke und Pässe zu besorgen. Für seinen Sohn hatte er indes wenig Zeit. „Sicher wollte er auch nicht, dass dieser allzu viel von der illegalen Arbeit mitbekam. Es blieb immer ein angespanntes Verhältnis zwischen den beiden“, weiß Edda Eska, die Geschäftsführerin des Bödecker-Kreises, aus Gesprächen mit Peter Abraham. Als dessen Mutter 1943 starb, war Peter Abraham gerade mal sieben. Der Vater brachte ihn unter falschem Namen bei Pflegeeltern unter. Später landete der Sohn in einem polnischen Kloster und schließlich in einem Heim in Berlin. Seine Bücher „Pianke“ (1981) und „Piepheini“ (1996) erzählen einiges von den damaligen Erlebnissen. Trotz dieser sicher schwierigen Zeit – in der er aber auch gute Wegbereiter und Familienersatz fand – ist Abraham ein humorvoller Erzähler, der es versteht, Realität und Phantasie gekonnt zu verknüpfen. „Auch privat ist er ein großer Plauderer, der seine Zuhörer von einer Anekdote zur anderen mitnimmt“, sagt Edda Eska.
Seit der Lehre zum Verlagsbuchhändler drehte sich Peter Abrahams Leben um die Literatur. Nach seinem Studium an der Babelsberger Filmhochschule wirkte er viele Jahre als Dramaturg beim DDR-Fernsehen, schrieb für zahlreiche Filme und Fernsehspiele das Drehbuch. Ab 1976 war er Redakteur und Theaterkritiker in Berlin und wurde schließlich 1994 freischaffend. Neben Schreiben liebt Peter Abraham Hunde und Schiffe – und auch die geistern munter durch seine Bücher, die weiterhin gern in Bibliotheken ausgeliehen werden. Inzwischen auch von Studenten, die sich mit Kinderliteratur zu DDR-Zeiten auseinander setzen. Und die prägte Peter Abraham durchaus entscheidend mit. H. Jäger
H. Jäger
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