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Kultur: Ereignis Weihnachtsoratorium

Oratorienchor und Kammerakademie Potsdam boten in Friedenskirche eine eindrückliche Aufführung

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Alle Jahre wieder. Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium – vor allem die Kantaten 1 bis 3 – erklingt landauf, landab, seit Jahr und Tag, alle Jahre wieder. Natürlich auch in Potsdam. Die Potsdamer Kantorei, der Oratorienchor und die Singakademie sind vor allem die Klangkörper, die in der Landeshauptstadt zu Aufführungen des Werkes einladen. Eigentlich könnte man meinen, bei der Fülle von „Jauchzet, frohlocket“-Tönen würde sich ein Überdruss einstellen, doch die Kirchen und der Nikolaisaal waren auch in diesem Jahr mit Zuhörern fast überfüllt.

In der Friedenskirche Sanssouci musste der Oratorienchor Potsdam wieder zwei Mal die ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums zu Gehör bringen. Die Interpretation am vergangenen Mittwochabend gehört wohl zu den herausragendsten der vergangenen Jahre überhaupt. Kirchenmusikdirektor Matthias Jacob hat mit dem nunmehr 50-jährigen Klangkörper sowie der Kammerakademie Potsdam eine sehr durchhörbare Aufführung geboten. Der Klang des Chores ist homogen und trotz seiner wohl mehr als 120 Mitglieder bleibt er schlank. Sie kennen ihre Partien in- und auswendig, so dass sie den Intentionen des Dirigenten mit Leichtigkeit folgen können. Jacobs steter und geradezu spürbarer Puls, mit dem er mit den Choristen, Instrumentalisten und Solisten musiziert, gibt den Tempi eine gewisse Spritzigkeit. Jedoch sind sie nie überzogen. Die Sängerinnen und Sänger haben in keinem Moment forciert, sondern stets klangschön gesungen. Respekt!

Matthias Jacob lag vor allem daran, die frohe Weihnachtsbotschaft mit aller Klarheit zu verkündigen. Die Innigkeit des Geschehens im Stall zu Bethlehem und der Jubel der Engel über dem Hirtenfeld wurden jeweils atmosphärisch dicht dargeboten. Neben den blendend gesungenen großen Chören wie „Jauchzet, frohlocket“, „Ehre sei Gott in der Höhe“ oder „Herrscher des Himmels erhöre das Lallen“ sang der Oratorienchor auch die Choräle ganz plastisch. Auch hierbei gab es Klangkultur die Fülle. Natürlich hatten Jacob, die Solisten und der Oratorienchor in der Kammerakademie Potsdam ein exzellentes Orchester zur Seite, das mit fein ausgelotetem Spiel und Freude am Musizieren nicht nur dem Ganzen Halt gab, sondern einen ganz eigenen Glanzpunkt setzte. Auch seine Solisten Yuki Kasai, Violine, Bettina Lange, Flöte, oder das Continuo-Trio mit Inge Linder, Cembalo, Jan-Peter Kuschel, Violoncello, und Anne Hofmann, Kontrabass, sorgten für ein ausgereiftes und warmherziges Spiel.

Jacob gewann Gesangssolisten, die hohe Ansprüche erfüllten. Der junge Tenor Tobias Hunger erzählte mit seiner hell timbrierten Stimme, die hin und wieder noch etwas eng geführt wird, ausdrucksvoll die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium, am Zuhörer immer nah dran. Auch für die Hirtenarie hatte er eine feinsinnige und stimmige Interpretation bereit. Der erfahrene Mario Hoff sang souverän seine Basspartie. Und insbesondere im Duett „Herr dein Mitleid, dein Erbarmen“ war zu spüren, wie sensibel er mit anderen Partnern musizieren kann. Hierbei hatte dann auch die Sopranistin Gesine Adler ihre große und klanglich eindrückliche „Stunde“. Und zu guter Letzt: Susanne Krumbiegel. Faszinierend, wie sie mit ihrem edlen Alt die drei großen Arien - ein Wunder an Bachscher melodischer Eingebung – mit wohldurchdachter Gläubigkeit sang. Das Weihnachtsoratorium – die Kantaten 1 bis 3 – wurde in der Friedenskirche Sanssouci zu einem Ereignis.

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