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Kultur: Erinnerungen an Chile Helmut Frenz stellt in Potsdam sein Buch vor

Die Bilder hat man noch vor Augen. Die Bilder des 11.

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Die Bilder hat man noch vor Augen. Die Bilder des 11. September 1973 vom bombardierten Präsidentenpalast La Moneda, von den Verfolgungsjagden auf oppositionelle Politiker, den Folterungen unschuldiger Menschen. Chiles Militär unter der Leitung von Augusto Pinochet stürzte die demokratische Regierung dieses lateinamerikanischen Landes und den Präsidenten Salvador Allende. Während des Putsches kam er unter bislang nicht vollständig aufgeklärten Umständen ums Leben (die Vermutungen reichen von Ermordung durch die Putschisten bis Selbstmord). Eine Militärjunta übernahm die Macht und ernannte Pinochet zu ihrem Vorsitzenden. Er setzte die rechtsstaatlichen und demokratischen Zustände während seiner Herrschaft außer Kraft und es herrschte staatlich verordneter Terror, der vor allem Regimegegner traf.

Helmut Frenz lebte von 1965 bis 1975 als evangelischer Pfarrer und Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile. Seine Kirche konnte dem Druck der politischen Wirren nicht standhalten und zerbrach. Aber noch heute gibt es die Evangelisch-Lutherische Kirche und die Lutherische Kirche. Frenz war stets ein scharfer Beobachter der Zustände zur Zeit Allendes und Pinochets. Zugleich engagierte er sich für den Schutz von Menschen, die Opfer der Militärdiktatur wurden. Seine Unterstützung für die Verfolgten führte dazu, dass ihm am 5. Oktober 1975, also vor 35 Jahren, als er sich gerade in Genf aufhielt, durch das Pinochet-Regime die Wiedereinreise nach Chile verboten wurde. Danach war er für neun Jahre Generalsekretär von Amnesty International Deutschland.

Nun hat Helmut Frenz seine Erinnerungen an das Chile Allendes und Pinochets aufgeschrieben und in dem Buch „ und ich weiche nicht zurück“ veröffentlicht, das unlängst das Gustav-Adolf-Werk herausgab. Helmut Frenz wird sein spannungsreiches und plastisch erzähltes Buch in einer Lesung und in einem anschließenden „Kamingespräch“, einer Veranstaltungsreihe der Friedenskirchengemeinde, am morgigen Donnerstag in Potsdam vorstellen.

In einem Interview sagte Helmut Frenz, das der Erinnerungsprozess über weite Strecken sehr schmerzhaft war. „Man läuft leicht Gefahr, Erinnerungen zu vergessen und zu verdrängen. Zum Glück wurden bei mir immer wieder Erinnerungen geweckt, wenn ich Wegbegleitern und Mitstreitern begegnet bin. Oder aber, weil überlebende Zeitgenossen ebenfalls ihre Erinnerungen aufgeschrieben haben. Die Erstausgabe meines Buches in Chile hat außerdem etliche Leser dazu bewegt, mir zu schreiben und meine Ausführungen zu ergänzen oder auch zu korrigieren.“

Helmut Frenz unterstützte viele Facetten im politischen Programm Allendes, denn dies lautete: Sozialismus in Freiheit und mit menschlichem Antlitz. Der Theologe betonte, dass vor allem die Armen des Landes sich davon angesprochen fühlten. Obwohl das Andenken an Allende in Chile heute verblasst sei, seien seine Ideale jedoch nicht gestorben, so der Theologe. Klaus Büstrin

Helmut Frenz liest am morgigen Donnerstag, 19.30 Uhr, im Gemeinderaum der Friedenskirchengemeinde, Am Grünen Gitter 3. Der Eintritt ist frei

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