Kultur: Erinnerungen an einen Potsdamer
Seltene Bilder in einer Fotoausstellung über Louis Ferdinand Prinz von Preußen
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Seltene Bilder in einer Fotoausstellung über Louis Ferdinand Prinz von Preußen Von Klaus Büstrin Louis Ferdinand Prinz von Preußen war zu seinen Lebzeiten bei vielen Menschen ein beliebter Zeitgenosse, nicht nur in Hohenzollern-Kreisen. Sein Charme, sein Auftreten, das ganz ohne Standesdünkel auskam, nahmen sehr für sich ein. Der preußischen Geschichte mit ihren Höhen und Tiefen, für die auch seine Familie verantwortlich war, stellte er sich immer wieder ohne Wenn und Aber. Louis Ferdinand Prinz von Preußen betrachtete mit seinem liberalen Verständnis das Bild der Hohenzollern und damit von Preußen sehr differenziert. Vor zehn Jahren, 1994, ist er verstorben. 86 Jahre alt ist der zweitälteste Sohn des letzten deutschen Kronprinzen und seiner Frau, Kronprinzessin Cecilie, geworden. Geboren wurde er im Marmorpalais im Neuen Garten. Und genau dort wird ab kommenden Sonntag die Ausstellung „Louis Ferdinand Prinz von Preußen - Lebensbilder eines Potsdamers“ eröffnet. Gezeigt werden über 70 Fotografien, die die bewegten Lebensstationen des Prinzen nachzeichnen. Die meisten Bilder werden erstmals in der Öffentlichkeit gezeigt, denn sie wurden unter anderen aus Alben von Familienmitgliedern zusammengestellt. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der Chef des Hauses Hohenzollern, sowie seine Referentin Michaela Blankart haben in Archiven und Verlagen oder bei der Deutschen Presse Agentur nach Fotomaterial „gekramt“. Andere stammen von Fotografen, von Ulrich Feldhahn sowie von Manfred Thomas, dem Fotochef der PNN. Besonders die Heimkehr der Särge mit den sterblichen Überresten König Friedrichs II. und seines Vaters Friedrich Wilhelms I. am 17. August 1991 nach Potsdam war für Louis Ferdinand Prinz von Preußen ein Höhepunkt in seinem Leben. Ein Bild, das besonders in Erinnerung bleibt, zeigt den Hohenzollern-Chef im Sonderzug auf dem Bahnhof Wildpark. In ihm befanden sich die Königssärge. Die Augen Louis Ferdinands sind in die Ferne gerichtet, so, als ob er in ein anderes Land schaue – vielleicht in die Ewigkeit. Und doch musste er noch ganz diesseitig sein. Der Prinz war ein Mensch, der seinen christlichen Glauben sehr ernst nahm. Manfred Thomas, von dem dieses Foto stammt, ist mit dieser Aufnahme eine sehr stilles und inniges Bild geglückt, das auch von Georg Friedrich Prinz von Preußen geschätzt wird. Natürlich wird der Betrachter seine Freude an den Bildern aus Kindertagen haben: Louis Ferdinand im Kinderwagen, beim Turnen am Schloss Cecilienhof mit seinem Vater, beim Sichbekanntmachen mit dem ersten Pferd, während der Autofahrt mit der Mutter ... Einige Fotos hat die Mutter selbst aufgenommen. Viele Familienbilder wurden in der Kaiserzeit auch als Postkarten vertrieben. Die Fotogalerie hält natürlich auch eine gemeinsame Aufnahme Louis Ferdinands und des ältesten Bruders, Prinz Wilhelm, mit dem Großvater, Wilhelm II., parat. Die vielen farbigen Facetten eines Lebens werden in der Ausstellung sichtbar, die Verlobung und Hochzeit mit Großfürstin Kira von Russland, die Begegnungen mit Zeitgenossen, nicht nur mit Familienmitgliedern, sondern auch mit Politikern oder Künstlern. So findet man ein Foto, auf dem der Prinz sich bei der berühmten Sopranistin Edda Moser für ihren Auftritt bedankt. Sie war eine engagierte Gestalterin seiner Lieder, die er komponierte, oder eines mit dem damaligen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe, mit dem der Prinz sehr verbunden war. Die Ausstellung, die am 26. September um 14 Uhr im Marmorpalais eröffnet wird, ist eine wunderbare Erinnerung an einen liebenswürdigen Potsdamer, der glücklich war, 1990 wieder in seine Heimatstadt kommen zu können, wann immer er wollte. Am Sonntag wird um 12 Uhr auch zu einer Andacht anlässlich des 10. Todestages des Prinzen in die Friedenskirche Sanssouci eingeladen.
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