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Kultur: Eröffnung mit „Drei Mal Leben“

Die Freien Kammerspiele Babelsberg werden am 5. September die ersten Zuschauer in ihren Räumen empfangen

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Die Babelsberger können bald in ihrem Stadtteil ins Theater gehen. Am 5. September öffnen die Freien Kammerspiele Babelsberg ihre Pforten. Nicht irgendwo sind sie angesiedelt, sondern am Eingang zum Park Babelsberg, dort, wo einst die Dokumentarfilmkunst der DEFA ihr Zuhause hatte. Gegenüber gab es die Althoff Ateliers seit 1939, die später von der DEFA ebenfalls als Dokumentarfilmstudio benutzt wurden. Die großen Filmklassiker „Die Mörder sind unter uns“ von Wolfgang Staudte mit Hildegard Knef und „Die Buntkarierten“ von Kurt Maetzig wurden dort gedreht. Heute findet man an dieser Stelle die Park Studios.

An diesem Ort, wo Film-, Garten- und Baukunst aufeinander stoßen, wird es also die Freien Kammerspiele Babelsberg geben, eine freie Theatergruppe. Zwei Jahre lang verfolgte der Schauspieler Detlef Brand die Vision, in Babelsberg ein Theater zu gründen, obwohl er in diesem Stadtteil gar nicht wohnt. Im vergangenen Jahr traf er in Christian Schlag einen erfahrenen Finanzplaner und Proficoach, der selbst ausgebildeter Schauspieler ist, und sich auf dem Weg zurück zur Bühne befand. Gemeinsam entwickelten sie das Konzept, gewannen Partner, unter anderen den Besitzer der Park Studios Jörg Weiland. Dabei entdeckten sie die geeigneten Räumlichkeiten auf dem Gelände der ehemaligen Dokumentar-Filmstudios der DEFA. Für ein Jahr haben sie zunächst einen Mietvertrag mit der Option der Verlängerung.

Das Gebäude war und ist sanierungsbedürftig. Jörg Weiland ließ jedoch bereits das Dach decken. Brand, Schlag, Freunde und Förderer legten neben Baufirmen selbst Hand an, um zunächst den rund 110 Quadratmeter großen Saal, in dem einst Trickfilme gedreht wurden, theaterfreundlich zu gestalten: ganz in Schwarz. Bühne und Zuschauerraum will man flexibel nutzen, ganz den jeweiligen künstlerischen Erfordernissen angepasst.

Das „Hinterland“ ist sehr umfangreich. Die gut 200 Quadratmeter sollen für Künstlergarderoben, Büro- oder Requisitenräume genutzt werden. Doch dort kann so manche Verschönerung erst nach der Premiere weitergeführt werden. Denn in diesen Wochen steckt man ganz und gar in den Vorbereitungen zur ersten Produktion. Neben Detlef Brand und Christian Schlag stehen die Schauspielerinnen Katharina Bellena und Michaela Benn auf der Bühne.

Man wählte das Stück der französischen Erfolgsautorin Yasmina Reza „Drei Mal Leben“, das bisher in 36 Sprachen auf 200 Bühnen aufgeführt wurde. Für die Regie konnte Wolf Vogel gewonnen werden, der als Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor arbeitet. Sechs Wochen lang ist er mit dem Inszenieren beschäftigt. „Das Stück bietet viel ,Futter“ für die Schauspieler“, sagt Vogel. „Drei Mal Leben“ erzählt von dem Ehepaar Hubert und Ines Finidori, das ein anderes Paar besucht, durch ein Versehen allerdings einen Tag zu früh. Dies legt den Hauptkonflikt schneller frei. An sich geht es um die Frage, ob der Hausherr Henri seine Karriere durch seinen Gast Hubert protegieren lässt (beide Männer sind Astrophysiker). In den Vordergrund drängt sich an diesem Abend jedoch das Problem, wie Henri mit einer von Hubert scheinbar beiläufig erwähnten Nachricht umgeht, die seine vor dem Abschluss stehende dreijährige Forschungsarbeit möglicherweise zu Makulatur macht. Das andere Ehepaar hat ein Kind, das immer wieder Streitereien um Erziehungsprinzipien verursacht. Konfrontationen und wechselnde Koalitionen geben sich die Hand. „Yasmina Reza bietet ein genial gebautes Stück mit wunderbaren Dialogen, die es zu versinnlichen gilt“, so der Regisseur.

Das Bühnenbild entwarf Schauspieler Detlef Brand. Er ist zugleich auch Theaterleiter der Kammerspiele. Denn einige des Teams, das gegenwärtig elf Personen umfasst, muss verschiedene Rollen auch außerhalb des Bühnengeschehens übernehmen. So ist Christan Schlag auch für die Geschäftsführung verantwortlich. Zur Leitung gehört Sabine Dretzke als engagierte und professionelle Managerin, die allerdings nicht Theater spielt.

Sechzig Zuschauer können pro Vorstellung empfangen werden. Gespielt wird zunächst im September drei Mal in der Woche: freitags und samstags um 20 Uhr, sonntags um 19 Uhr. Wie der Spielplan bis Ende des Jahres im Detail aussieht, darüber wollten die Initiatoren noch keine Auskunft geben. Aber auf alle Fälle soll ein attraktives Kulturangebot entwickelt werden: Neben Theater will man in den Freien Kammerspielen Babelsberg klassischen Konzerten und Jazz, Lesungen und Vorträgen ein Zuhause geben.

„Drei Mal Leben“, Premiere 5.9., 20 Uhr, Alt Nowawes/Ecke Grenzstraße. Karten zunächst über die bekannten Vorverkaufsstellen.

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