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Kultur: Erste Potsdamer Verlagsgeschichte

Wolfgang Tripmacker gab Buch im Märkischen Verlag Wilhelmshorst heraus / Buchpremiere morgen

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Die große Zeit der Verlage in Potsdam fand man ohne Zweifel in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Auch deswegen, weil Verleger und ihre Autoren bis heute mit ihren Büchern im literarisch-geistigen Leben Deutschlands präsent sind. So vor allem der Gustav Kiepenheuer-Verlag oder der Verlag Rütten & Loening.

Wolfgang Tripmacker hat ein Kompendium über die Potsdamer Verlagsgeschichte geschrieben und in der Reihe „Verwehte Spuren“ des Märkischen Verlags Wilhelmshorst veröffentlicht. Tripmacker beschäftigt sich mit der Geschichte des Buchwesens der einstigen Residenz-, der Bezirks- und der Landeshauptstadt seit vielen Jahren. In den Potsdamer Neuesten Nachrichten hat er darüber seit Beginn der neunziger Jahre zahlreiche Beiträge verfasst. Nun sind die meisten in modifizierter Form als Buch erschienen.

Tripmackers Forschungen sind in erster Linie eine Fleißarbeit. Sein Wissen über die Quellenlage ist enorm. In seinem Gedächtnis hat er zahllose Namen, Fakten und Geschichten gespeichert, so dass man ihn als ein „wandelndes Lexikon“ bezeichnen könnte. Dabei trumpft er nie mit seinen Kenntnissen auf, sondern bleibt bescheiden und stellt sich leidenschaftlich in den Dienst der Sache. Sicherlich ist für ihn die Veröffentlichung der „Potsdamer Verlags-Geschichte(n)“ eine Krönung seiner Arbeit.

Wenn man durch das Buch spazieren geht, so ist man erstaunt, wie reich das Verlagsleben in Potsdam insgesamt war. Weniger zu DDR-Zeiten, wo sich die verlegerische Tätigkeit vor allem auf die Märkische Druck- und Verlagsgesellschaft beschränkte. In ihm erschienen zwischen 1950 bis 1952 eine Vielzahl von Buchtiteln, auch Erwin Strittmatters Roman „Ochsenkutscher“.

Tripmackers Reise in die Vergangenheit beginnt am 18. Juli 1722 als Bartholomäus Neumann von König Friedrich Wilhelm I. die Konzession erhielt, eine Buchdruckerei zu gründen, in der er die Bibel, das Gesangbuch, Katechismen, Schulbücher drucken durfte, aber auch „wann dazu seine Kräffte hiernächst so weit sich erstrecken sollten, auch andere dergleichen Bücher auff seine eigene Kosten drucken undt Vorlegen ...“

In der Folgezeit wurden verstärkt Bücher über die Stadt verlegt. Die erste Veröffentlichung stammt von 1727: „Das Itzt-blühende Potsdam, mit poetischer Feder entworfen von Bellamintes“, das der Königlich privilegierte Buchhändler Johann Andreas Rüdiger herausbrachte. 1798 verfasste und druckte Carl Christian Horvath „Potsdams Merkwürdigkeiten beschrieben und durch Plans und Prospekte erläutert.“ Bis in die Gegenwart summieren sich die Veröffentlichungen von Büchern über Potsdam immens – besonders nach der Wende. Von da an konnte Potsdamer Geschichte unverkrampft und ohne ideologische Bremse geschrieben werden. Die Edition Babelturm, die Potsdamer Verlagsbuchhandlung, der Jürgen-Strauss-Verlag oder der Vacat Verlag haben sich unter anderen mit dem Thema Potsdam beschäftigt. Außer dem Vacat Verlag konnten die anderen den scharfen marktwirtschaftlichen Erfordernissen nicht standhalten. Sie gaben auf.

„Im Verleger verkörpert sich das Gesicht einer Zeit“, sagte Gustav Kiepenheuer. Tripmackers Buch ist eine Reise in die Zeitgeschichte. Und mit ihr kann man das einstige geistige Leben der Stadt studieren, das besonders in der Monarchie mit Arroganz und militaristischem Machtgehabe verbunden war, doch auch mit dem Streben nach Freigeist, nach Bildung und ästhetischer Schönheit. Davon zeugen die verlegerischen Tätigkeiten, auch die im 19. Jahrhundert. Doch in der Weimarer Republik entfaltete sich das Verlagswesen in Potsdam besonders farbig. Großen Anteil hatte daran Kiepenheuer. Er holte prominente Schriftsteller ins Boot: Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Hermann Kasack oder Arnold Zweig. Tripmacker erzählt auch über die Sanssouci-Fasanerie als Verlagsort, erinnert an Verleger wie Karl Heidkamp oder Alfred Protte, die aus dem kulturellem Leben Potsdams in den zwanziger Jahren nicht wegzudenken waren.

Zum ersten Mal ist ein Buch über die Potsdamer Verlagsgeschichte erschienen – interessant für Historiker, Bibliophile und Potsdam- sowie Kultur-Interessierte, dank Wolfgang Tripmacker und dem Märkischen Verlag Wilhelmshorst, der sich bestimmt auch ein wenig als ein Potsdamer Verlag versteht.

Wolfgang Tripmacker, Potsdamer Verlagsgeschichte(n), Märkischer Verlag Wilhelmshorst, 15 Euro. – Buchpremiere am 4. April, 19.30 Uhr, im „Internationalen Buch“, Friedrich-Ebert-Straße.

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