Kultur: „Es geht um die Inspiration des Ortes“
Der Flötist Christoph Huntgeburth über die neuen Meisterkurse „Die Potsdamer Akademien“
Stand:
Morgen beginnen Sie zusammen mit Christine Schornsheim den viertägigen Meisterkurs „Die Potsdamer Akademien“ für Traversflöte, Cembalo und Fortepiano. Sie lehren an der Universität der Künste in Berlin, Christine Schornsheim an der Universität in München. Warum kommen Sie ausgerechnet nach Potsdam?
In Potsdam sind die historischen Spielstätten vorhanden und damit auch das entsprechende Ambiente zu der Musik, die wir anbieten, was die Kurse auch international interessant machen soll.
Ist das historische Ambiente so wichtig, um diese Musik zu spielen?
Ja, es geht uns um die Inspiration des Ortes. Wir spielen auf Originalinstrumenten der jeweiligen Epoche und sehen die Musik auch in ihrem historischen Kontext. Je stimmiger das Gesamtkonzept für einen solchen Meisterkurs ist, umso mehr Eindrücke lassen sich auch vermitteln. Wenn wir die Möglichkeit haben, an einem solchen historischen Ort zu spielen, ist das natürlich inspirierender als in einem Neubau an einer Hochschule.
Sie bieten zum ersten Mal solche Meisterkurse in Potsdam an.
Ja, und zwar in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Ensemble I Confidenti und dem Nikolaisaal. Und dieser Kurs soll der Auftakt sein.
Die Kurse sind auf acht Teilnehmer begrenzt. Wie groß ist die Nachfrage?
Die ist leider nicht so groß, wie wir erhofft hatten. Wir haben fünf Teilnehmer für den von mir angebotenen Flötenkurs und nur zwei Teilnehmer für den von Christine Schornsheim angebotenen Cembalo- und Fortepianokurs. Wahrscheinlich müssen wir noch die Werbung verstärken.
An wen richtet sich Ihr Angebot? Nur an Musiker, die sich weiterentwickeln wollen oder sind auch Zuhörer, die sogenannten passiven Teilnehmer, zugelassen?
In erster Linie richten sich die Meisterkurse an Studenten, professionelle Musiker und fortgeschrittene Amateure, die aber auch professionellen Ansprüchen genügen müssen. Über Zuhörer haben wir noch nicht nachgedacht. Aber bei Bedarf ließe sich das auch kurzfristig entscheiden.
Was erwartet die Kursteilnehmer?
Da kann ich nur für den Flötenkurs sprechen, der eine Mischung aus Gruppen- und Einzelunterricht werden soll. Aber alles vor der ganzen Gruppe. Dazu Kammermusikunterricht, in dem die Teilnehmer ad hoc Kammermusik einstudieren werden und sich auch gegenseitig vorspielen und mit mir zusammen kommentieren. Der dritte Bestandteil wird Klassenunterricht sein zu allgemein wichtigen Themen wie Stil und Verzierungspraxis.
Die Themen der Meisterkurse haben mit Flötenmusik am Hofe Friedrich II. und Cembalo-Clavierwerke von Carl Philipp Emanuel Bach, der Kammercembalist Friedrich II. war, einen eindeutig regionalen Bezug.
Weil wir die Meisterkurse in diesem Jahr zum ersten Mal anbieten, war es uns wichtig, dass wir in Potsdam diesen regionalen Bezug herstellen.
Es soll weitere Meisterkurse geben. Wird sich dabei immer über das musikalische Thema der Bezug zu Potsdam herstellen lassen?
Ich gehe davon aus, dass wir das musikalische Thema regelmäßig verändern. Wenn wir beispielsweise im kommenden oder in zwei Jahren den nächsten Kurs anbieten, könnten wir die Musik aus derselben Epoche in Frankreich zum Thema machen und so die Einflüsse auf die Potsdamer und Berliner Komponisten um Friedrich II. untersuchen. Da gibt es viele Möglichkeiten. Schwerpunkt wird aber immer die Musik aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sein.
Warum solche Meisterkurse auf historischen Instrumenten?
Die sogenannte Alte-Musik-Bewegung hat sich im Konzertleben etabliert, ist aber an Ausbildungsstätten noch immer unterrepräsentiert. Darum empfinden wir unser Angebot als sehr sinnvoll, weil es auch für Musiker, die ein modernes Instrument studiert haben, die Möglichkeit bietet, eine Art Fortbildung in historischer Aufführungspraxis zu machen.
Das Konzert der Kursteilnehmer findet am 13. Septemberim Palmensaal der Orangerie im Neuen Garten, statt. Sie eröffnen diese Meisterkurse heute mit einem Dozentenkonzert im Foyer des Nikolaisaals. Ein Signal an Ihre Schüler?
Weniger was die Teilnehmer erwartet, sondern was sie erwarten können. Es ist eine musikalische Vorstellung von uns beiden Dozenten. In solch einer Situation ist es nur fair, wenn alle spielen, also auch die Lehrer.
Das Gespräch führte Dirk Becker
Das Auftaktkonzert mit Christine Schornsheim und Christoph Huntgeburth findet heute, 20 Uhr, im Foyer des Nikolaisaals statt, das Konzert der Kursteilnehmer am 13. 9., 19 Uhr, im Palmensaal.
Von der Geschichte inspiriert: Christoph Huntgeburth möchte gemeinsam mit
Christine Schornsheim regelmäßig
Meisterkurse zur Alten Musik in Potsdam
anbieten.
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