ORTSTERMIN: Es ist ein Hajek
Sie haben sich schick gemacht, die beiden Damen aus der Nachbarschaft, für den Einweihungstermin des Kunstwerks. Nun schauen sie auf die vier Meter hohe Metallskulptur, die seit zwei Tagen das Ufer an der Alten Fahrt besetzt.
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Sie haben sich schick gemacht, die beiden Damen aus der Nachbarschaft, für den Einweihungstermin des Kunstwerks. Nun schauen sie auf die vier Meter hohe Metallskulptur, die seit zwei Tagen das Ufer an der Alten Fahrt besetzt. Und wissen nicht so recht. „Das Blau stört und es ist zu groß. Überhaupt, was soll das eigentlich sein“, fragt eine Dame. Als die Reden das beantworten, sind die beiden längst weg. Zuhörer gibt es dennoch viele, auch die Tochter des Künstlers ist extra aus Zürich angereist.
Die Skulptur des Stuttgarter Künstlers Otto Herbert Hajek, drei wuchtige, kantigen Stelen, ergänzt den Skulpturenpfad, gern auch kosmopolitisch Walk of Modern Art genannt. Am gestrigen Donnerstag wurde sie von Kulturdezernentin Iris-Jana Magdowski (CDU) und Jutta Götzmann, Vorsitzende des Beirats für Kunst im öffentlichen Raum, eingeweiht. Es ist das fünfte von insgesamt 14 Werken, die einmal den Weg von der Schiffbauergasse zum Alten Markt säumen sollen.
Als Verbindung, als Einladung, an der Kunst entlang zu spazieren. Die zeitgenössischen Werke sollen zudem das historischen Stadt-Erbe kontrastieren. Vor zweieinhalb Jahren startete das Projekt, laut Magdowski „ohne Geld und politischen Segen“. Das sollte kein Hindernis sein. Weil die Werke Leihgaben sind, ist es fast ein Schnäppchen. Skulpturen von Jörg Plickat, Rudolf Valenta und Armando stehen bereits, auch das „Flugschiff“ von Peter Rohn und Christian Roehl gehört zum Kunstpfad. Nummer fünf, Hajeks „Dynamisches Raumzeichen II“, haben Magdowski, Götzmann und Kulturamtsleiterin Birgit-Katharine Seemann bei einer Dienstreise nach Stuttgart persönlich ausgesucht.
„Ich bin sehr froh, dass Potsdam nun auch seinen Hajek hat“, sagt Magdowski. Dass es überhaupt ein Hajek wurde, ist maßgeblich der Dezernentin zu verdanken. Sie war mit dem 2005 verstorbenen Künstler eng verbunden, vielleicht, sagt sie, weil sie beide aus Tschechien kommen. Später engagierte sie sich außerdem in der Hajek-Stiftung. Aber natürlich ist es nicht nur das. „Er gilt als bedeutender Künstler geometrischer Abstraktion, seine Werke findet man weltweit, in Ankara und Moskau,“ so Magdowski. 16 000 Euro hat die Stadt der Transport der Skulptur gekostet, 5600 Euro der Aufbau samt Fundament. Die Dauerleihgabe wurde zudem für Potsdam aufgefrischt, bekam neue Farbe, Rot und Blau, die Schrägen der oberen Enden wurden vergoldet. „Er wollte mit seiner Arbeit Zeichen setzen für eine menschlichere Gestaltung der städtischen Umwelt“, so Götzmann.
Und tatsächlich: Die Stadt ist an dieser Stelle sehr menschlich. Am Ufer stehen Angler, die Vegetation schluckt den Straßenlärm. Der Blick aus den Wohnblocks und Seniorenheim fällt auf Wasser und Inselgrün. Mitten drin ragt dieses Teil, dessen Stahlblau an Schiffswracks erinnert. Es ist nicht zu übersehen. Und wird mit Sicherheit Gesprächsstoff sein. Dazu ist Kunst ja da.
Vielleicht werden die Kinder der nahen Grundschule hierher pilgern und auf den Stufen Hausaufgaben machen. Freundinnen werden sich „an dem neuen Kunstdings“ verabreden, der Angler seinen Fischeimer hier abstellen. Dann wäre die Kunst im öffentlichen Raum angekommen.
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