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Kultur: „Es ist grotesk, wie die Leute darüber spekulieren“

Der Potsdamer Schauspieler Hans-Jochen Röhrig über die Sexualität bei Friedrich II.

Stand:

Herr Röhrig, „Des Königs Friedrich Entfernung von allen Frauenzimmer“ ist der Titel einer Lesung, in der Sie Zeitgenossen von Friedrich II. zu Wort kommen lassen, die darüber spekulieren, wie und mit wem oder ob überhaupt der König im Bett aktiv war. Wie haben Sie die Quellen gefunden?

Ich bin da eher zufällig auf die Autoren gestoßen, die sich in Sachen Sexualität bei Friedrich aufeinander beziehen. In Bibliotheken habe ich alte Bücher studiert und bin fündig geworden. Darüber war ich total glücklich.

Haben Sie direkt nach Hinweisen auf Friedrichs Liebesleben gesucht?

Nein, ich bin da nicht hin und wollte was über seine Sexualität erfahren. Ich bin darauf gestoßen, als ich in den Anekdoten gelesen habe.

Und was haben Sie beim ersten Lesen gedacht?

Dass die schon damals genauso spekuliert haben wie wir heute. Das ist ja im Grunde auch eine Form von Geschichtsbetrachtung.

Zu welcher Erkenntnis sind Sie denn nun durch die Lektüre gekommen?

Was Friedrichs Sexualität betrifft?

Ja.

Mir ist völlig egal, ob er schwul war oder nicht. Für mich ist grotesk, wie die Leute darüber spekulieren. Da äußert sich ein Ritter von Zimmermann und behauptet, Friedrich sei da was weggeschnitten worden.

Das war ja ein Ehrrettungsversuch seitens von Zimmermann, der seinen König gegen die Behauptung verteidigen wollte, dass er sich sinnliches Vergnügen „durch den Umgang mit Mannspersonen“ verschafft habe.

Ja, angeblich wurde eine venerische Krankheit falsch behandelt durch einen fatalen Schnitt an empfindlicher Stelle.

Also hat man auch schon damals reichlich darüber spekuliert, ob Friedrich nun mit Frauen oder mit Männern, vielleicht sogar mit beiden oder gar nicht?

Dass er gar nicht konnte, das kommt bei den von mir gefundenen Quellen nicht vor.

Das wäre ja auch Majestätsbeleidigung.

Genau. Da wird dann behauptet, dass er schon ordentliche Triebe verspürte, die aber den Staatsgeschäften opferte und enthaltsam lebte. Trotzdem durfte er sich doch an schönen Menschen erfreuen.

Können Sie sich dieses nie versiegende Interesse an diesem Thema erklären?

Die Leute spekulieren für ihr Leben gern und wetzen am Klatsch ihr Maul.

Und am liebsten über das, was in fremden Betten passiert?

Oh, natürlich, nichts lieber als das.

Das Gespräch führte Dirk Becker

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