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Kultur: „Es könnte von mir sein“

Désirée Nick spielt in Bernhards Stück „Am Ziel“ am Hans Otto Theater

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„Ich weiß gar nicht, wie der Dichter das Stück geschrieben hat, ohne mich zu kennen.“ Den Dichter Thomas Bernhard meint die Schauspielerin, Entertainerin und Autorin Désirée Nick. Und dessen Theaterstück: „Am Ziel“. Es feiert am morgigen Sonntag im neuen Haus des Hans Otto Theaters seine Premiere. Unter der Regie von Gisbert Jäkel spielen neben der Nick Jennipher Antoni und Carsten Kochan. „Das Stück ist wirklich hervorragend. Es könnte auch von mir sein.“

Désirée Nick verkörpert die Witwe eines Gussbetriebsbesitzers und Mutter einer verklemmten Tochter. Beide sehen sich das Stück eines jungen begabten Schriftstellers an. Sie laden ihn zu einem Wochenende in ihr Sommerhaus ein. Und jede von ihnen hat ein Auge auf den jungen Mann geworfen. „Es ist die Rolle meines Lebens. Ich bin am Ziel“, sagt die Schauspielerin. „Intendant Uwe Eric Laufenberg bin ich dankbar, dass er mich eingeladen hat, die Mutter zu spielen.“

Désirée Nick, die vor allem durch ihre Ein-Personen-Shows bekannt wurde, empfand die Proben zum Theaterstück gegenüber den Arbeiten ihrer eigenen Shows viel einfacher. „Im Theater habe ich nur die halbe Arbeit. Hier brauche ich keine Texte zu schreiben, hier bin ich allein für meine Rolle verantwortlich und muss mich ,nur“ mit meinen Kollegen arrangieren“, erzählt Désirée Nick. „Dabei ziehe ich den Mantel einer anderen an, die mich persönlich gar nichts angeht. Verwandlungskunst ist gefragt.“

Thomas Bernhard schrieb das Stück für Marianne Hoppe. Claus Peymann hat es mit ihr am Wiener Burgtheater auf die Bühne gebracht. „Also wissen Sie, die Hoppe hat die Figur doch nur vom Sessel aus gespielt. Man muss aber für die Gusswerksbetreiberwitwe noch rüstig sein und keine Arthrose haben. Die Rolle ist ein richtiger Kraftakt. Da braucht man gute körperliche Kondition.“ Désirée Nick, die nicht das erste Mal in Potsdam Theater spielt – sie war vor wenigen Jahren in der Blechbüchse in „Lady Night“ zu sehen – schwärmt von Regisseur Gisbert Jäkel. „Wir sind ein perfektes Duo. Er leuchtet die Bühne schön aus und ich kann schalten und walten, ein Feuerwerk nach dem anderen loslassen.“ Nun steht die Schauspielerin jedoch nicht allein auf der Bühne, aber nach ihrer Meinung sind die anderen Rollen, die der Tochter und des Schriftstellers, viel blasser geführt.

Neben dem Potsdamer Ausflug vor einigen Jahren hat sie nur selten Zeit für das Theater gefunden: für Aufgaben im Maxim Gorki-Theater, im Renaissance-Theater sowie in der Volksbühne. Doch nun will Désirée Nick den Shows Adieu sagen, denn das Theater hat sie ganz gefangen genommen. „Ich möchte mit anderen Menschen zusammenarbeiten. Das ist wunderbar.“ Aber auch das Schreiben macht ihr riesigen Spaß. Soeben ist das neue Buch „Was unsere Mütter uns verschwiegen haben“ (Krüger Verlag) erschienen. Sie nennt es einen „Heimtrainer für Frauen in Nöten“. Nach ihrem ersten Buch „Gibt es ein Leben nach 40?“ erhielt sie sehr viele Zuschriften vor allem von Leserinnen. „In dem neuen gebe ich kluge Antworten auf dumme Fragen. Es ist wie ein Ratgeberkasten.“ Aber dann kommt die Nick doch wieder zurück auf die Rolle im Bernhard-Stück. „Ich bin gespannt, was die Leute über meine Gusswerksbesitzerwitwe sagen. Ich glaube, sie werden staunen.“ Klaus Büstrin

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