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Kultur: Esoterischer Trend erfasst nur Teilbereiche

Vortrag in der Arche: „Der Heiden Heiland“

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Vortrag in der Arche: „Der Heiden Heiland“ Jedes Jahr wird in der Nacht zum 25. Dezember das Kommen Jesu Christi als Erlöser und aller „Heiden Heiland“ gefeiert. Doch wer ist eigentlich ein Heide, und was versteht man unter dem „guten deutschen Wort ‚Heiland’“? Anstelle eines Vortrages über konkrete Heilserwartungen in der paganischen Antike ging am Dienstag der promovierte Kunstgeschichtler und Berliner Propst Gerald Goesche in der „arche“ dieser Frage nach. Ein durch und durch interessanter Mann vom Wedding, wo er sich das Vorkaufsrecht von St. Afra gesichert hat. Oft geht er bei einem Armenier zum Tee, weil dieser aramäisch spricht, die Sprache Jesu, arbeitet am hauptstädtischen „Institut päpstlichen Rechts“ und fühlt sich ganz dem klassisch-römischen Ritus verpflichtet. Trotz argen Schnupfens strahlte sein Vortrag Gelassenheit und eine bewundernswerte Heiterkeit aus, wie man sie sich auf Potsdams Kanzeln nur wünschen kann. Heiden sind für ihn Menschen, die von Jesus nichts wissen wollen oder können, obwohl viele das Kommen eines Erlösers ahnten oder vorhersagten (Plotin, Vergil). Die Antike kannte für sie die Worte Pagani, Ethnä (griechisch) oder Gentes (lat. Völker), Landbewohner also, und noch heute meint man ja, dort seien die Menschen frömmer als in den Städten. Ursprünglich hatte Israel, dessen Stern der Saturn ist, den Auftrag, durch sein Vorbild „die Völker“ zu bekehren, Moses und Salomon sprechen davon. Aber es „konnte dieser göttlichen Berufung nicht genügen“, so der Propst, „kam vor aller Welt in Sünde und brauchte nun selbst einen Erlöser“. Doch als er da war, erkannte man ihn nicht. „Antike“ Heiden waren nun allerdings keine Atheisten, sondern religiös empfindsame Leute von beträchtlicher Bildung durch alle soziale Schichten hindurch, oft Magier und Astrologen wie die ersten Pagani, welche das Jesuskind zu Bethlehem anbeteten – die drei Weisen aus dem Morgenland. Auch heute sei die Sehnsucht nach Ganzheit groß, denn der spirituell-esoterische Trend unserer Tage erfasse immer nur Teilbereiche des Menschen. Der Heiland (Salvator) aber „heilt“, macht ganz, fügt hinzu, was der einzelnen Seele fehlt wie den Gentes der Welt: „Gott hat eine bestimmte Pädagogik, die Völker zum Heil zu führen, und zwar so, dass sie es verstehen“. Was muss er arzten? „Zuerst unsere Sünde, Krankheit, Besessenheit, er kann aber auch endgültig vor dem Tode retten“, den er überwand. Letztlich soll durch ihn die Schöpfung in ihren heilen Zustand zurückgeführt werden, was der Diabolos (dia ballein heißt griechisch ‚durcheinanderbringen’) verhindern wolle: Zeige sich dieser stets in seiner vorteilhaftesten Gestalt, so könne göttliche Gnade zuerst „recht unangenehm“ anmuten. Heiden zu bekehren ist auch heute eine Aufgabe. „Ach, wenn es doch welche wären!“ seufzte der Referent mit Blick auf den Atheismus. Muslime sind es in seinen Augen, solange Jesus ihnen der Prophet, nicht Heiland ist. Doch achten sie jeden auskunftsfähigen Christen auch in Berlin, sie wundern sich nur, „wie leicht Euer Gott in Eure Köpfe passt“. Der Islam sei die allererste Herausforderung ihrer Schläfrigkeit. Kardinal Ratzinger sagte sogar: „Die Christen sind des Glaubens müde, die Kirche wird neu erschaffen, durch die Heiden“. Mit Weihnachten feiert man nicht das Kommen des Erlösers in spe, sondern seine konkrete Anwesenheit. Ein Arzt prüfte überlieferte Nah-Todeserfahrungen vor und nach Jesu Geburt mit erstaunlichem Ergebnis: Vor dem Jahre Null berichteten die „klinisch Toten“ von einem dunklen Schattenreich, in welches sie traten, nach ihm sahen sie ein lichtes. „Der Heiland, Gottes Sohn und wahrer Mensch, heilt doch bereits“, schloss der Propst mit neuer Dankbarkeit. Gerold Paul

Gerold Paul

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