Kultur: Etwas Hübsches für die Ohren
Gaby Moreno hat im Potsdamer Nikolaisaal das erste ihrer acht Deutschlandkonzerte gegeben
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Direkt aus Los Angeles ist Gaby Moreno in das Foyer des Nikolaisaals gekommen, um dort das erste von acht Konzerten in Deutschland zu bestreiten. Dass Potsdam für sie ungeheuer exotisch ist, wie Sabine Korsukéwitz, Moderatorin von rbb-Kulturradio, zur Begrüßung sagte, war wohl kaum übertrieben. Doch falls das stimmte, so ließ sich die Sängerin, die in Guatemala aufgewachsen ist, nichts davon anmerken. Dabei half ihr sicherlich auch die Gruppe von Fans und Landsleuten im ausverkauften Foyer, die zwischen den Songs und in der Pause den Raum mit lebhaftem Spanisch erfüllten.
Wer es im Musikgeschäft zu etwas bringen will, der besucht eine Musik-Akademie oder ein Music-Institute. So geht es jedenfalls in den Vereinigten Staaten zu, wo für jede Art von Ausbildung hohe Gebühren zu zahlen sind. Auch Gaby Moreno gehörte zu denjenigen, die bereit waren, für ihren Berufswunsch Songschreiberin und Plattenkünstlerin viel zu investieren.
Vor rund zehn Jahren kam sie aus ihrer Heimatstadt Guatemala City, um am Musicians Institute, einem College für „Zeitgenössische Musik“ in Los Angeles, zu studieren. Die wichtigste Voraussetzung dafür brachte sie gleich mit, eine volle, wohlklingende und wandelbare Stimme, die sich überraschend gut an Blues, Rock oder Musical-Musik anpassen kann. Immerhin etwas, über das nicht jedes ambitionierte Schlagersternchen, zumal hierzulande, verfügt.
Wie auf der Internetseite ihrer Schule nachzulesen ist, gehört Gaby Moreno zu den erfolgreichen und extern preisgekrönten Studenten. Inzwischen hat Gaby Moreno drei Alben produziert, die alle ein bisschen zwischen den Genres und den Sprachen Englisch und Spanisch changieren. Erst auf dem letzten Album mit dem Titel „Postales“ („Postkarten“) singt Maria Gabriela Moreno Bonilla, wie ihr Name so klangvoll lautet, ausschließlich in Spanisch. Der unverwechselbare, singende Sound ihrer Muttersprache erklingt beim Konzert in Potsdam weniger. Wenn, dann wird er zugepackt mit Klangmustern aus der englischsprachigen Welt.
Gaby Moreno steht auf der Bühne mit einer elektro-akustischen Gitarre, die sie fingerfertig zu zupfen weiß. An ihrer Seite eine blond-langhaarige, lässige Bassistin mit weißer Blume im Haar, Leslie Lowe, eine ehemalige Kommilitonin. Am Schlagzeug sitzt Sebastian Aymann, Ehemann und Mentor von Gaby Moreno. Die Leadgitarre liegt in den Händen von Arthur Braitsch, einem langen Schlaks mit Anzug, dessen Gesicht unter dem Hütchen kaum zu sehen ist. Dafür spielt er aber immer mal wieder ein paar fetzige Riffs im Stil der Gitarrenrecken von einst.
Retromusik nennt sich das Genre, das seit den spektakulären Erfolgen von Amy Winehouse immer wieder gern aufgelegt wird. Dem Blues gehört auch Gabys besondere Vorliebe, seitdem sie diese Musik erstmals in New York gehört hatte. Zu hören gibt es eine Stilmischung aus bekannten Sounds der Sechziger- und frühen Siebzigerjahre, Cover-Versionen von bekannten Liedern wechseln mit eigenen Kompositionen, die ebenfalls sehr stark an Klänge und Rhythmen von früher erinnern. So hübsch verpackt, ohrengefällig und Mainstream tauglich wie sie ist, lässt diese Musik nicht wirklich aufhorchen. Dennoch sei der jungen Sängerin viel Erfolg gewünscht. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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