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Kultur: Faible für alte Instrumente Dom-Kantor beim Orgelsommer zu Gast

An richtig alten Orgeln fühlt er sich besonders wohl. Das fast 400 Jahre alte Instrument in der Stephanskirche von Tangermünde ist so eine jener Orgeln, die Marcell Fladerer-Armbrecht besonders schätzt.

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An richtig alten Orgeln fühlt er sich besonders wohl. Das fast 400 Jahre alte Instrument in der Stephanskirche von Tangermünde ist so eine jener Orgeln, die Marcell Fladerer-Armbrecht besonders schätzt. Auf dieser Scherer-Orgel hat der junge Künstler im Jahre 2010 eines seiner beiden Examenskonzerte gespielt. Auch im vergangenen Jahr gab er auf dem historischen Instrument wieder ein Konzert, erzählt Fladerer-Armbrecht, der in Detmold und Berlin Kirchenmusik studiert hat und anschließend noch ein Studium im Konzertfach Orgel anschloss.

Seit Ende 2012 ist Fladerer-Armbrecht Kantor am Brandenburger Dom St. Peter und Paul. Seine damalige Entscheidung, in die Stadt an der Havel zu gehen, hatte etwas mit seinem Faible für das Historische zu tun. „Das habe ich vor allem wegen der Orgel gemacht.“ Denn auch hier, im Brandenburger Dom, der Wiege der Mark, erwartete den jungen Organisten genau das, was er besonders schätzt: Eine historische Orgel, erbaut im Jahre 1725 von dem bedeutenden Orgelbauer Joachim Wagner.

Wenn Fladerer-Armbrecht an diesem Mittwoch im Rahmen des Internationalen Orgelsommers in der Potsdamer Erlöserkirche ein Konzert gibt, dann erwartet ihn ein vergleichsweise junges Instrument. Gerade einmal knapp 52 Jahre alt ist die dortige Schuke-Orgel. Doch auch sie steht mit ihrem strahlenden transparenten Klang ganz in der Tradition des norddeutschen barocken Orgelbaus. Im Konzert wird Fladerer-Armbrecht mehrere barocke Werke, unter anderem von Georg Böhm, einem Zeitgenossen Bachs, zu Gehör bringen. Dass sich Johann Sebastian Bach und der Lüneburger Organist Böhm persönlich kannten, hatte man in der Bach-Forschung schon lange vermutet. Doch erst, seit man vor zehn Jahren in der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek Abschriften norddeutscher Orgelwerke fand, kann man relativ sicher sein, dass sich Böhm und Bach tatsächlich persönlich begegnet sind. Denn die aufgefundenen Abschriften konnten der Handschrift Bachs zugeordnet werden, und das Papier, auf dem der damals noch minderjährige Bach die Noten schrieb, stammt aus dem Besitz Georg Böhms.

Von Bach wird Fladerer-Armbrecht unter anderem Präludium und Fuge in a-moll, BWV 543, spielen, ein Standardwerk der Orgelliteratur, eines der ganz bekannten Stücke des Großmeisters der Kontrapunktik. Allein die ersten Takte des Präludiums mit ihrer abwärts weisenden Chromatik dürften vielen Konzertbesuchern jenen erhabenen Seelenfrieden verschafft haben, wie es eben nur Bach vermag. „Ein grandioses Werk“, findet Fladerer-Armbrecht. „Das ist so richtig formvollendet.“ Zum 100. Todestag von Max Reger steht 2016 bei fast allen Konzerten des Orgelsommers wenigstens eines seiner Werke auf dem Programm. Der Brandenburger Domorganist hat sich für sein Konzert in der Potsdamer Erlöserkirche für Toccata und Fuge in a-moll, op. 80, entschieden. Der dichte Satz des Werkes verlangt Organisten einiges ab. „Vor allem braucht man große Hände, die ich eigentlich nicht habe“, sagt Fladerer-Armbrecht und fügt hinzu, was Reger selbst über seine technisch anspruchsvollen Orgelstücke gesagt hat - nämlich dass keine Note zu viel darin stehe. Holger Catenhusen

Internationaler Orgelsommer, Mittwoch, 20. Juli, 19.30 Uhr, Erlöserkirche, Dr.-Rudolf-Tschäpe-Platz

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