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Kultur: Farbenfroh

Christian Skobowsky in der Kapelle Klein Glienicke

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Der Weihnachtsbaum steht noch in voller geschmückter Pracht, und der Stern von Bethlehem strahlt sein mildes Licht aus der Höhe. Wieso das denn, schließlich ist Weihnachten doch längst vorbei?! Im Prinzip schon, doch nach liturgischem Verständnis dauert die Weihnachtszeit bis zum Epiphaniasfest am 6. Januar, dem ursprünglichen Geburtsfest im Orient. Also hat alles seine Richtigkeit, als am Sonntagnachmittag in der anheimelnden Klein Glienicker Kapelle noch einmal weihnachtliche Orgelmusik erklang. Mollig warm ist’s in der bis auf den letzten Platz besetzten Kapelle. Gemütlich sitzt man dicht an dicht, freut sich darauf, vom Ratzeburger Domorganisten Christian Skobowsky mit festlichen Barocklängen in freudige Stimmungen gebracht zu werden. Der gebürtige Potsdamer, der seinen ersten Orgelunterricht bei Friedrich Meinel an der Erlöserkirche erhalten hatte, spürt diese Erwartungshaltung und weiß das strahlend disponierte Instrument mit aller spielerischen Virtuosität zum Klingen zu bringen.

Erhaben und erhebend erklingt eingangs Johann Sebastian Bachs Toccata F-Dur BWV 540/1: ziemlich zügig und laut. Scharf getönte und durchdringende Prinzipalstimmen sowie ein flinkes Pedalsolo sorgen für eine unaufhörliche Bewegung. Es scheint, als wolle Christian Skobowsky mit dieser Lesart das neue Jahr besonders schwungvoll begrüßen. Der zweite Teil dieses Doppelpacks (Fuge BWV 540/2) wird schließlich die Orgelstunde feierlich beschließen. Zwischen diesen majestätischen Eckpfeilern sorgen Choralvariationen, Veränderungen über Weihnachtslieder und Instrumentalstücke für eine kurzweilige Programmabfolge. Durch des Organisten Gespür für die stückpassendsten Klangfarben entsteht ein breites Spektrum an Stimmungen und Empfindungen. Nicht unerwähnt bleiben darf Skobowsky Hilfestellung für jene Hörer, die mitunter nicht wissen, wann ein Stück endet und ein neues beginnt. Also lässt er es mit einem lang ausgehaltenen Schlussakkord ausklingen.

Stimmungsvoll in gedeckten Farben, filigran registriert spielt er die Kolorierung einer Motette von Hans Leo Hasler durch Heinrich Scheidemann (1595-1663). Als überraschenden Farbtupfer wählt er ein schnarrendes, Fanfaro genanntes Grundregister. Selbiges zieht er auch für die Variationen über das Weihnachtslied „Gelobet seist du, Jesu Christ“ von Georg Böhm (1661-1733), denen er ein fast kammermusikalisches Raffinement angedeihen lässt. Festlich beschwingt erklingen die Choräle „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ BWV 606 und – sehr passend – „Das alte Jahr vergangen ist“ BWV 614 sowie das gefühlsinnig ausgedeutete „Gelobet seist du, Jesus Christ“ BWV 604, allesamt aus des Vaters „Orgelbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach“. Jener hat übrigens auch einige Concertos von Zeitgenossen für Orgel bearbeitet, unter anderem das d-Moll-Oboenkonzert von Benedetto Marcello. Dessen konzertante, kontrastbetonte Anlage betont Christian Skobowsky außerordentlich stark: alle Lieblichkeit fürs Andante, alle Lauffreude für finale Presto und dazwischen ein klangfrostig-zitterndes Adagio à la Vivaldis „Winter“ oder der Bibberszene aus Purcells „The Fairy Queen“. Sehr beeindruckend! Ebenso die „Toccata sexta“ von Georg Muffat unter Einbeziehung des Zimbelsterns, der auch in Dietrich Buxtehudes „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ mit glitzerndem Geklingel für gehörigen Effekt sorgt.

Peter Buske

Peter Buske

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