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Kultur: Farbenfrohe Grauzone

Das Quadriga Consort im Raffaelsaal

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Der Jig tobt. Ausgelassen und virtuos wird dieser alte Volkstanz der Schotten und Iren gerade noch in Zaum gehalten vom Quadriga Consort. Das Cembalo rast, die Flöten necken und duellieren sich, Barockcello und Altgambe bewahren die Ruhe, gönnen sich nur gelegentliche Ausflüge in Sachen Saitengeschwindigkeit, die Handtrommel treibt beständig den Puls in die Höhe. Und über allem wird im Riesenformat Christus verklärt.

Die Musikfestspiele wissen immer wieder zu überraschen. So auch beim ausverkauften Konzert des österreichischen Ensembles Quadriga Consort im Raffaelsaal der Orangerie in Sanssouci. „By Yon Bonnie Banks – Instrumentalmusik und Lieder aus dem alten Schottland“ heißt das Programm der sieben Musiker. Kunstlieder, aber vor allem die forschen Tänze und oftmals derben Lieder aus dem einfachen Volk werden hier vermischt.

Ausgerechnet im ehrwürdigen Raffaelsaal mit seinen über 50 Gemäldekopien des Renaissancemalers mit zahlreichen religiösen Themen; die Musiker stehen direkt unter einer Kopie der Verklärung Christi. Die anfänglichen Zweifel, ob diese Verbindung nicht doch etwas heikel sein könnte, verfliegen schon nach den ersten Liedern. Es passt einfach zusammen.

Meist ist von den schottischen Tänzen und Volksliedern nur eine einfache Melodie überliefert. Für Nikolaus Newerkla, Gründer und Cembalist des Quadriga Consorts, ist das jedoch weniger ein Problem denn Herausforderung. So hat er die Arrangements für die übrigen Instrumente seiner Kollegen einfach selbst geschrieben.

Was Newerkla da zu Papier gebracht hat und von dem Consort gespielt wird, kann man nur als musikalisches Fest und Reise durch schottische Musikgeschichte und Landschaft auf höchstem Niveau bezeichnen.

Ob instrumentale Medleys von Melodien wie „Hamish the Carpenter“ und „The Old Grey Cat“ oder Lieder in gälischer Sprache, gefühlvoll und ausdrucksstark gesungen von Elisabeth Kaplan, die Musik des Quadriga Consorts ist einfallsreich und voller Leben. Und selbst allzu bekannte Lieder wie „The Red Rose and the Briar“ klingen in der Interpretation dieser Musiker immer irgendwie frisch und neu.

Zu Beginn des Konzertes hatte Nikolaus Newerkla gesagt, dass sich die Musiker mit ihrer Vermischung von Kunst- und Volkslied in einer „Grauzone“ bewegen. Wie farbenfroh und quirlig diese musikalische Grauzone sein kann, bewies das Quadriga Consort an diesem Abend auf eindruckvolle Weise. Dirk Becker

Dirk Becker

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