zum Hauptinhalt

Kultur: Farbenspiele

David Franke beim Orgelsommer

Stand:

Guy Bovet widmete sein Orgelstück „Salamanca“ den „Kirchendienern“ der Kathedrale Salamancas. An der Musikakademie der spanischen Stadt ist der Schweizer Organist ein sehr gesuchter Lehrer. Er habe den Toleranzspiegel der Mitarbeiter der Kirche gegenüber tagelangem unaufhörlichem Orgelspiel, der durch dieses Stück beträchtlich gesteigert wurde, sehr bewundert, schreibt Guy Bovet.

„Salamanca“ wurde am Mittwochabend während des 7. Konzerts des Internationalen Orgelsommers Potsdam in der Erlöserkirche von dem Naumburger Kirchenmusiker David Franke vorgestellt. Toleranz war bei den Zuhörern kein Thema. Sie waren vielmehr von dem Stück begeistert und spendeten nach dem Verklingen spontan Applaus. Der Organist spielte das Stück im Rahmen seiner „Musikalischen Europareise“ – einem abwechslungsreichen und ambitionierten Programm.

Mit Guy Bovets „Salamanca“ machte Franke in Spanien Halt: ein musikalisch apartes Werk, das von Flöten-, Pfeifen- und Trommelklängen geprägt ist, zudem auch beängstigende und bedrohlich klingende Wirkungen aufweist und mit überraschendem Akzent schließt. Bovets Werk gefiel wegen seines unüberhörbaren rhythmischen Reizes und besonderen klanglich attraktiven Elementen. Franke gefällt hörbar solche Musik, bei dem er ein geradezu faszinierendes Farbenspiel der Schuke-Orgel abtrotzen konnte. Manchmal war aber auch davon zu viel des Guten zu vernehmen, besonders bei seinen Improvisationen zu den vom Publikum „bestellten“ Musikwünschen, den Liedern „Der Mond ist aufgegangen“, „Ich lobe meinen Gott“ sowie Ravels „Bolero“. Bei den ersten beiden Improvisationen, aber auch bei anderen Werken des Programms, hatte man den Eindruck, dass der Organist noch die richtige Farbgebung sucht. Dabei gab es dann auch akrobatische Kapriolen, die nur so verwunderten. Effekte wurden großgeschrieben. Doch der berühmte Bolero kam wie aus einem Guss, dessen Gestalt er in einer virtuos-expressiven Darbietung noch steigerte. Hierbei wurde des Organisten improvisatorisches Talent besonders entfesselt.

David Franke machte nicht nur eine spannende Klangreise durch europäische Länder, sondern auch durch Stilwelten. Dazu gehören Dietrich Buxtehudes prachtvolle Toccata in F und besonders des Niederländers Jan Pieterszoon Sweelinck wundersam intime Variationen über das Lied „Mein junges Leben hat ein End“, Bachs Fantasie in G-Dur (Piéce d’orgue) BWV 572 mit scharf akzentuierter „Klangrede“.

Kurz war das Stück zum Pfingstsonntag aus Olivier Messiaens „Livre d’orgue“, doch von einer Wucht, der man sich nicht entziehen konnte. Ein Brausen erfüllte das ganze Haus, fast wie zu Pfingsten, von der die Apostelgeschichte erzählt. Am Mittwochabend sicherlich nicht „vom Himmel“, sondern von der Orgelempore. Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })