Wie es sich für einen Basar gehört, kann hier auch gefeilscht werden. Galeristin Angelika Euchner, die oft im arabischen Raum unterwegs ist, hat durchaus ihren Spaß daran. Doch diesmal ist nicht sie die Käuferin. Beim „Wein-Nachts-Bazar“ in ihrer „ae-Galerie“ will sie selbst die Ware unter die Leute bringen. Aber sie betreibt keineswegs einen Schnäppchenmarkt. Die Galeristin hat monatelang sorgfältig ausgewählt, was sie auf ihrem Basar feilbieten kann. 50 Gemälde, Zeichnungen, Radierungen, Plastiken und Keramiken von 30 Künstlern sind es geworden. Und da geht es nicht nur um unverfängliche, leicht konsumierbare Kunst.
Zwei Fotografien im Eingangsbereich weisen den Weg: Da gibt es hoch aufgetürmte Berge von Wasserpfeifen und einen Goldverkäufer zwischen seinen Ketten zu sehen. Aufgenommen 2010 von Dietmar Riemann in Damaskus. Inzwischen ist nicht mehr sicher, ob es diesen denkmalgeschützten Basar überhaupt noch gibt. Gegenüber hängt im scharfen Kontrast eine Schwarz-Weiß-Fotografie von der 21-jährigen Samara Sallam, die den Schattenriss einer Frau hinter verschlossenen Fenstern zeigt. Zwei Hände pressen sich kraftvoll an das Glas – zwischen Angst, Bedrohung und Aufbegehren. „Inzwischen habe ich gehört, dass Samara Sallam mit ihrer Familien nach Algerien fliehen konnte“, sagt Angelika Euchner. Sie hatte der jungen Frau für eine Ausstellung im Sommer ein Visum zur Ausreise über Beirut besorgt. Doch die Fotografin wollte ihre Familie nicht allein lassen. So ließ Angelika Euchner die ihr digital zugesandten Arbeiten entwickeln und rahmen. „Old Damaskus“ aus dieser Sommerausstellung ist nun für 380 Euro zu haben. Auch als Leihgabe. Bei anderen Auslagen des „Wein-Nachts-Bazars“ geht es undramatischer zu. Augenzwinkernd präsentiert Bernd A. Chmura seine „Sex-Objekte“ und Jan Beumelberg seine „Käferkiste aus der Sammlung Enzyklopädie“, in der acht Brötchen in Käfer verwandelt wurden. „Der Rabe salutierend“ von Menno Veldhuis ist von recht trauriger Gestalt. Dieses geheimnisvoll expressive Ölbild ist mit 800 Euro eines der Schwergewichte auf dem Basar.
In der Weihnachtverkaufsausstellung des Offenen Kunstvereins am anderen Ende der Hermann-Elflein-Straße geht es weitaus kleinteiliger zu. Dort gibt es auch nichts zu handeln. Die Preise sind ohnehin kaum zu unterbieten. Schon ab 20 Euro sind einige der durchaus feinsinnigen Arbeiten erhältlich. Dicht aufgereiht wie im Weihnachtskalender liegen und hängen da Grafiken von Sabine Raetsch und Tochter Nora, die von sagenhaften Gestalten wie Ariadne und Apollon und Märchen wie „Die Schöne und das Tier“ erzählen. Die Malerin Astrid Germo trumpft mit ihren bekannt eigensinnigen Frauen auf, Julia Brömsel mit ihren frechen Übermalungen Potsdamer Landkarten. Ein besonderes Weihnachtsgeschenk ist das handgemachte Buch „Ein Sommer mit Morgenstern“, das zu Gedichten von Morgenstern Linolschnitte kleiner und großer Künstler des Kunstvereins enthält und berechtigte 25 Euro kostet. Heidi Jäger
Ausstellung im Kunstwerk, Hermann-Elflein-Straße 10, noch bis 16. Dezember, 15 bis 19 Uhr; Bazar in der ae-Galerie, Hermann-Elflein-Straße 18, bis 6. Januar, Mi bis Fr von 14 bis 19, Sa 12 bis 18 Uhr, Ferien vom 22. Dezember bis 2. Januar
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