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Kultur: Fein und stolz
Der italienische Gitarrist Marco Battaglia spielt morgen auf seiner „Fabricatore“ in der Villa Ritz
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Instrumente aus berühmter Meisterhand sorgen immer für die nötige Aufmerksamkeit. Allein der Name Stradivari hat da schon Klang genug. Oder Amati, Guarneri, Stainer. Alles Meister, die Violinen gebaut haben, deren Klang bis heute den Instrumentenbau beeinflusst. Bei klassischen Gitarren wird es da schon schwieriger. Für Eingeweihte ist Antonio de Torres ein Begriff, der vor über 150 Jahren mit seinen Instrumenten Maßstäbe setzte, die bis heute Gültigkeit haben und ihm den Titel „Stradivari der Gitarre“ einbrachten. Aber wer kann schon etwas mit dem Namen Gennaro Fabricatore anfangen?
Am morgigen Freitag kommt der italienische Gitarrist Marco Battaglia in die Villa Ritz mit einem Instrument, das schon 200 Jahre alt ist. Gebaut hat diese Gitarre Gennaro Fabricatore aus Neapel. So steht es auf dem kleinen Zettel im Inneren der Gitarre: „Gennaro Fabricatore / anno 1811 Napoli / Strada S. Giacomo n. 37.“ Dieser Fabricatore gilt als einer der wichtigsten Gitarrenbauer Neapels im ausgehenden 18. Jahrhundert und dem beginnenden 19. Jahrhundert. Er baute die typische Gitarre vor Torres. Sechs Saiten über einem kleinen Korpus, der von der Form her noch sehr stark an die Vihuela oder die Barockgitarre erinnerte. Der Klang aber war schon selbstbewusst und durchsetzungsfähig, fein und stolz. Die Höhen sehr dominant, die Bässe dagegen noch eher blass.
Marco Battaglia wird bei seinem Konzert Musik spielen, die genau für dieses Instrument geschrieben wurde. Kompositionen von Giuliani und Rossini, von Regondi und Mertz, von Verdi und von Paganini. Auch wenn Niccolò Paganini vor allem als der sich verzehrende und in seinem Spiel kaum zu überbietende Geigenvirtuose bekannt ist, so war er doch auch ein sehr guter Gitarrist. „Ich liebe die Gitarre wegen ihrer Harmonie“, schrieb Paganini. „Sie ist mein ständiger Begleiter auf all meinen Reisen. Und wie seine Geigenkompositionen sind auch Paganinis Stücke für die Gitarre immer gleichzeitig ein Auftrumpfen von Meisterschaft, das Aufzeigen sämtlicher musikalischer Möglichkeiten auf diesem Instrument und natürlich auch das Ausreizen des Möglichen, die ständige Suche nach den musikalischen Grenzbereichen, wo sich erst wahre Virtuosität offenbart. Eine Virtuosität, die in den Ohren der Zuhörer so selbstverständlich und klangschön, so einfach und so überwältigend, so detailverliebt und klar klingt, dass sich nicht nur einmal die Frage stellt: Das alles leistet dieses kleine Instrument?
Giuliani und Rossini, Regondi und Mertz, Verdi und Paganini, und das auf einem Instrument von Gennaro Fabricatore, also aus der Zeit, in der diese Kompositionen entstanden; doch das allein reicht dem Gitarristen Marco Battaglia an historischen Bezügen noch nicht. Sein Konzert in Potsdam, organisiert von Il Ponte, der Brandenburgischen Gesellschaft der Freunde Italiens e.V., steht unter dem Titel „Aus Anlass des 150. Jahrestages der Einheit Italiens“. Denn die 200 Jahre alte Gitarre gehörte einst Giuseppe Mazzini.
Mazzini gilt als geistiger Führer der radikalen Richtung des italienischen Risorgimento, der Unabhängigkeitsbewegung im 19. Jahrhundert. Sein Ziel war die Einigung der zum Teil unter Fremdherrschaft stehenden italienischen Provinzen in einer Republik. Er unternahm Aufstandsversuche und kämpfte 1849 in Rom gegen die Franzosen. Doch mit seinen demokratischen Gedanken war Mazzini seiner Zeit zu weit voraus. Als die Einigung Italiens 1861 vollzogen wurde, geschah dies unter der Herrschaft einer konstitutionellen Monarchie. Dirk Becker
Konzert mit Marco Battaglia am morgigen Freitag, 19 Uhr, in der Villa Ritz, Berliner Straße 136. Der Eintritt kostet 8, ermäßigt 6 Euro. Kartenreservierung unter Tel.: (030) 63 90 81 91
Dirk Becker
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