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Kultur: Feininger in Potsdam

Fotografien des Künstlers in der Ausstellung „Auslöser Potsdam“

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Um das Jahr 1930 besuchte der Maler und Grafiker Lyonel Feininger (1871-1956) von Dessau aus des öfteren Potsdam. Er war am dortigen Bauhaus, das 1933 von den Nationalsozialisten geschlossen wurde, „Meister“. Sein Sohn Laurence lebte zu dieser Zeit in der ehemaligen preußischen Residenzstadt. Ihre barocken und klassizistischen Bauten, Plätze und Straßen müssen den Künstler sehr beeindruckt haben, denn als leidenschaftlicher Fototograf, der er seit den zwanziger Jahren war, hat er sie immer wieder aufs Bild gebannt. Oftmals hat man behauptet, dass Feininger seine expressionistischen Stadtansichten auf Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und druckgrafischen Blättern fast nur nach Fotovorlagen anfertigte. Sicherlich, auch dafür waren sie ihm willkommen, doch in den allermeisten Fällen fertigte er Skizzen für seine Arbeiten an.

Einen kleinen Einblick in Lyonel Feiningers Fotokunst gibt derzeit die Sonderausstellung „Auslöser Potsdam“ (bis 11. Februar) des Potsdam-Museums im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall. Vier Bilder sind zu sehen, Potsdamer Stadtansichten: Das Stadtschloss mit dem Turm der Garnisonkirche an einem nebligen Wintertag, Straßenzüge mit der Nikolai- bzw. Heiligengeistkirche. Die typischen Feininger’schen stürzenden Linien, die Hell-Dunkel-Schattierungen findet man auch auf seinen Fotografien. Der Künstler hat bei seinen Aufnahmen ganz bewusst mit Spiegelungen, Überblendungen, Unschärfen und Doppelbelichtungen gearbeitet.

Die Fotografien sind erst vor wenigen Tagen aus den USA in Potsdam eingetroffen. Der Potsdamer Kunsthistoriker Andreas Hüneke, der sich in der Bildenden Kunst des 20. Jahrhunderts bestens auskennt, weilte zu Recherchen in den Vereinigten Staaten. Im Busch-Reisinger-Museum in Cambridge entdeckte er in einem Karton im Archiv Negative von Lyonel Feininger. Nachdem davon Kontaktabzüge hergestellt waren, wurden auch die Potsdam-Motive sichtbar – auf 60 Fotografien. Hüneke hat dem Potsdam-Museum und seinem Fotosammlungschef Peter Herrmann davon berichtet. Und natürlich wollte man einige Feininger-Bilder auch in der Fotografieausstellung im Kutschstall zeigen. Und nun wurden die oftmals komplizierten Wege der Bürokratie zwischen Potsdam und Cambridge angesteuert. Das Museum erhielt die Rechte zum Ausstellen der Bilder nur für die Zeit der Schau bis zum 11. Februar. Nach ihrer Schließung kann man sie sich nur noch für Forschungszwecke in Potsdam anschauen.

Andreas Hüneke wünscht sich eine große Ausstellung mit Fotografien von Feininger in Deutschland. Dass sicherlich nicht sehr preiswerte Unterfangen könnten mehrere Kunstinstute schultern, alle, die sich dem Werk verbunden fühlen. Damit würde eine weitere Facette des Künstlers, dessen fotografisches Werk weitgehend unbekannt ist, stärker ins öffentliche Bewusstsein treten.

Vortrag von Andreas Hüneke am Dienstag, 30. Januar, um 19 Uhr in der Ausstellung „Auslöser Potsdam“ im Haus der Brandenburgischen Geschichte.

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