Kultur: Femme Fatale der 20er Jahre
Filmmuseum zeigt „Die Büchse der Pandora“
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Eine junge Frau mit Sex-Appeal, die reihenweise Männer verführt und der ihre Schönheit schließlich zum Verhängnis wird. Der Plot von „Die Büchse der Pandora“ klingt wie eine moderne Hollywoodverfilmung mit Scarlett Johansson oder einer ihrer Kolleginnen in der Hauptrolle, ist aber ein Stummfilm aus dem Jahr 1929. Allerdings einer, der in der damaligen Zeit für viel Aufsehen sorgte. Am heutigen Freitagabend präsentiert das Potsdamer Filmmuseum gemeinsam mit dem rbb den Filmklassiker im Rahmen der Reihe „Cinéma privé. Der ganz private Lieblingsfilm“.
Dabei dürfen bekannte Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Sport und Politik einmal im Monat an einem Freitag einen Filmabend gestalten, indem sie selbst einen Kinofilm wählen und darüber anschließend mit mit radioeins-Filmexperte Knut Elstermann ins Gespräch kommen. Der Schauspieler und langjährige Tatort-Kommissar Dominic Raacke eröffnet die Filmreihe. Wieso er „Die Büchse der Pandora“ von Georg Wilhelm Pabst Papst auswählte, wollte er laut Filmmuseumssprecherin Christine Handke aber nicht verraten. „Das wird er uns hoffentlich im Gespräch erzählen, bis dahin bleibt es eine Überraschung“, so Handke. Sie freut sich besonders, einen solchen Klassiker der Filmgeschichte zeigen zu können.
„Die Büchse der Pandora“ ist eine Adaption des gleichnamigen Theaterstücks von Frank Wedekind und erzählt die Geschichte von Tänzerin Lulu (Louise Brooks), in die sich nicht nur Männer, sondern auch eine Frau verlieben. Der Streifen ist damit einer der ersten Filme, in denen eine lesbische Frau gezeigt wird – auch wenn sich der Hauptplot um Lulus Beziehungen mit Männern dreht.
Einen von ihnen – Dr. Schön – heiratet sie schließlich auch, gleich in der Hochzeitsnacht kommt es aber zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf der Bräutigam (Fritz Kortner) erschossen wird. Lulu kommt vor Gericht und wird des Totschlages für schuldig befunden, kann aber aus dem Gerichtssaal fliehen. Auf freiem Fuß setzt sie eine Liebesaffäre mit Alwa (Franz Lederer), dem Sohn ihres toten Gatten fort. Beide flüchten vor der Polizei und gelangen schließlich in ein Schiffs-Bordell, in dem sich Lulu prostituieren muss, damit sie von ihrem erpresserischen Zuhälter nicht an die Polizei verraten wird. Als Lulu an einen reichen Freier verkauft werden soll, fliehen Alwa und Lulu nach London, wo Lulu schließlich Opfer des berüchtigten Frauenmörders Jack The Ripper wird.
Der Film erregte mit seinen vielen sexuellen Anspielungen – es gibt sogar ein bisschen Brust zu sehen – großes Aufsehen, erhielt noch im Erscheinungsjahr ein Jugendverbot und wurde 1934 auf Antrag des Nazi-Reichspropagandaministers Joseph Goebbels komplett verboten. Von der Presse erhielt er aber auch lobende Stimmen, etwa vom Film-Kurier, der im Februar 1929 vor allem Brooks’ Leistung würdigte. Sie wurde mit dem Film zur Leinwandikone und fasziniert in ihrer Rolle bis heute. S. Kugler
„Die Büchse der Pandora“, heute 19 Uhr im Filmmuseum Potsdam, Breite Straße 1A. Der Eintritt kostet 10 Euro, ermäßigt 8 Euro.
S. Kugler
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