zum Hauptinhalt

Kultur: Ferienlager-Charme

Der Saisonauftakt im „Inselkino“ mit dem Vokalquintett „MuSix“ und der DDR-Klamotte „Heißer Sommer“ macht Lust auf mehr

Stand:

So schnell ist es also Sommer geworden. Der Himmel ist noch hell, als Thalia-Chef Thomas Bastian am Donnerstagabend auf die Bühne tritt. Dabei ist es doch schon halb zehn. Zum Auftakt der diesjährigen Freiluftkino-Saison im „Inselkino“ auf der Freundschaftsinsel zeigt des Thalia-Team das DEFA-Musical „Heißer Sommer“. Die Sommer–Klamotte mit DDR-Traumpaar Chris Doerk und Frank Schöbel lockt etwa 170 Zuschauer ins Atrium – bewaffnet mit Mückenspray und doppeltem Pullover.

Die Mücken bleiben an diesem Abend ruhig. Gar nicht ruhig gerät dagegen der Einstieg in den Abend: Die fünf Berliner von „MuSix“ stimmen das Publikum mit DDR-Klassikern in a-cappella-Varianten auf den Film ein. Der Puhdys-Hit „Wenn ein Mensch lebt“ wird da gesungen, geschnalzt und ge-dabada-t, so dass es viel frischer und leichter klingt als das geradlinig gerockte Original. Aber auch der kühl-melancholische Zauber von Sillys „Bataillon Damour“ ist in der a-cappella-Version überzeugend. Mit dieser Untermalung vergeht die Zeit bis zur kinotauglichen Verdunkelung des Himmels schneller als gedacht. Mit einer Hip-Hop-Version vom Titelsong „Heißer Sommer“ verabschieden sich die fünf Berliner und geben die Leinwand frei.

Dort geht es gleich musikalisch weiter. 40 Jahre alt wird das DEFA-Musical in diesem Jahr – und ist vielleicht anders gealtert, als es sich seine Macher ausgemalt haben. Zu ohrwurmverdächtigen Schlagern bewegen sich darin zwei Dutzend Jugendliche beiderlei Geschlechts tanzend aus Leipzig und Karl-Marx-Stadt an die Ostsee – wo es nach einigen Liebeswirren ein Happy End gibt. Das wirkt heute an vielen Stellen unfreiwillig komisch – etwa, wenn Chris Doerk alias Stupsi musikalisch über „Männer, die noch keine sind“ schimpft oder wenn sie zusammen mit Frank Schöbel mit Stroh-Ballen bekleidet singend über eine Wiese hüpft. Für Heiterkeit sorgen auch die Szenen, in denen sich die Ostseeurlauber körperbetont in zeittypischer Bademode im Wasser präsentieren. Trotzdem kann man sich dem Ferienlager-Charme des klamaukigen Films nicht entziehen – im Freiluftkino kommt er sogar richtig gut zur Geltung. Und das macht gleichzeitig Lust auf mehr Filme „oben ohne“, wie das Thalia in der zweiten Saison des „Inselkinos“ wirbt. Zum Glück hat der Sommer erst angefangen. Jana Haase

Das Programm im Internet unter: www.inselkino-potsdam.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })