Kultur: Ferne und Nähe
KAPmodern verband arabische Texte und Musik aus alter und neuer Zeit
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Im Potsdamer Konzertleben besitzt die Kammerakademie-Reihe KAPmodern einen hohen Stellenwert: Weil sie sich kontinuierlich mit zeitgenössischer Musik beschäftigt. Die Initiatoren Bettina Lange, Tobias Lampelzammer und Friedemann Werzlau unternehmen mit den Konzerten im Foyer des Nikolaisaals auch immer wieder spannende Reisen in verschiedene Kulturen unserer Welt, stellen Komponisten vor, die traditionellen Klangspuren nachgehen und sie mit Ausprägungen heutiger Musik verbinden. Ihnen ist es aber auch wichtig, die „zeitgenössische Musik von ihrem intellektualisierten und unemotionalen Klischee zu befreien“.
Und ja, Emotionen wurden am Mittwochabend angesprochen, als die Berliner Schauspielerin Naomi Krauss die bildkräftigen Gedichte des persischen Dichters Dschelaleddin Rumi, der im 13. Jahrhundert lebte, las, und Mitglieder der Kammerakademie Potsdam (Matthias Leupold, Violine, Ralph Günthner, Viola, Jan-Peter Kuschek, Violoncello, Jan Böttcher, Oboe, und Friedemann Werzlau, Darabukka) Werke des in Wien lebenden ägyptischen Komponisten und Oud-Spielers Hossam Mahmouds musizierten. Das ergab für die Zuhörer reizvolle Entdeckungen arabischer Poesie und Musik.
In eine sakral-mystische Atmosphäre wurden die Zuhörer im Foyer getaucht. Die geheimnisvoll wirkenden elektronischen Klangräume (Ronald Steckel) gaben Naomi Krauss’ Vortrag melodramatische Nuancen. Sie führten in eine ferne Welt. Doch Rumis facettenreiche Texte, die voll sind von Liebe, Sehnsucht und mystischer Glut, hatten auch eine erstaunliche Nähe, weil die Suche nach Gott und der Liebe noch immer aktuell ist. Die Schauspielerin vermochte die Gedichte bildkräftig zu lesen, doch war sie nahe dran, sich einem übertriebenen Pathos auszuliefern, an dem auch das „Bühnenbild“ Steckels seinen Anteil hatte.
Die Kompositionen aber sprachen für sich. Das KAPmodern-Ensemble stellte Kammermusikalisches von Hossam Mahmoud in verschiedenen Besetzungen vor. Sie spielten so souverän, als ob sie tagtäglich mit Mahmouds Werken Umgang pflegen. Der Ägypter bevorzugt arabische Klangtraditionen mit ihren vielfältigen Farben, die sich jedoch mit dem Gestus westlicher zeitgenössischer Musik verbinden. Man hörte an diesem Abend größtenteils meditative Klangflächen, sodass das Konzert durchweg etwas Stilles, Kontemplatives hatte. Provokantes hätte zwischendurch vielleicht etwas mehr Belebung gebracht. Das Spiel des Komponisten auf seiner Oud, einer orientalischen Kurzhalslaute, verbietet aber von vornherein solcherlei Wünsche. Schließlich soll Oud-Musik beruhigend wirken, sogar heilen. Klaus Büstrin
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