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Kultur: Fesselnder Bilderreigen

Die Ballettschule Erxleben brachte das „Schneewittchen“ auf die Bühne

Stand:

Die Ballettschule Erxleben brachte das „Schneewittchen“ auf die Bühne Sie ist so weiß wie Schnee, so rot wie Blut, so schwarz wie Ebenholz. Eine Schönheit – um deren Leben seit Generationen immer wieder gebangt wird. Auch im Potsdamer Hans Otto Theater packt das alte deutsche Märchen vom „Schneewittchen“ die Herzen der kleinen und großen Zuschauer. Geradlinig erzählt, ohne aufgepeppte moderne Verfremdung, wirkt der Grimm-Klassiker in der hier gezeigten tänzerisch-musikalischen Version keineswegs angestaubt. Die Eleven der Ballettschule Marita Erxleben tanzen das Märchen mit lebendiger Frische. Sie tragen den eigenen Spaß an der Bewegung bühnenwirksam nach außen. Die Zuschauer werden eine gute Stunde lang mitgerissen von der Ausstrahlung der 173 Mitwirkenden, die in altersgerechten Choreografien die Bühne diszipliniert und spannungsreich füllen. In 26 Bildern blättert sich kurzweilig die Geschichte vom Guten gegen das Böse auf: von Schneewittchens 12. Geburtstag bis zum großen Finale, bei dem das glückliche Ende des wiederauferstandenen Mädchens gefeiert wird. Noch einmal kommen sie zusammen: das endlich vereinte Paar mit all“ seinen Freunden – den Hasen und Schmetterlingen, Pilzen und Elfen, Clowns und Waschbären. Es geht turbulent zu in dieser Inszenierung von Marita Erxleben und ihren Mitstreiterinnen, die ideenreich die Grundgeschichte mit Figuren aus Flora und Fauna anreicherten, um möglichst vielen Kindern (es gibt zwei Besetzungen) das Erlebnis des öffentlichen Auftritts zu geben. Und sie alle füllen ihre Rollen: auch die Kleinsten in ihren Reigentänzen, die sie in ihrer Natürlichkeit abholen und die Zuschauer besonders gut unterhalten. Aber es gibt auch die hohe Kunst der Spitze, die vor allem die Stiefmutter (Nadine Rosemann) in ihren Wutausbrüchen kraftvoll beherrscht. Schneewittchen (Jana Hoffmann) versucht ihr mit Anmut in die Schönheitsparade zu fahren, durchaus grazil, in der Ausstrahlung noch etwas zurück haltend. Eine ganz andere Tonart schlägt der Zwergen-Aufmarsch an: Mit einem Handstand und einem beeindruckendem Salto führt Chefzwerg Steven Lehmann seine Mannschaft an. Sie sind die Breakdancer von morgen, und eifern ganz und gar nicht zwergenhaft ihrem Chef beim powervollen Kreisen im HipHop-Stil nach. Die Inszenierung führt die verschiedenen Facetten des Tanzes zusammen, ohne große Brüche zu provozieren. Die Bilder sind im Fluss, halten die Spannung – und auch die Kostüme (Rosemarie Stranka, Sylvie Schee) überraschen in ihrer Vielfalt. Ein „Schneewittchen“, das zeigt, dass Märchen noch lange nicht ausgedient haben. Heidi Jäger

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