Kultur: Fest des Singens und Musizierens
In der Inselkirche Hermannswerder ist morgen Mozarts Reqiuem zu hören
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Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem d-Moll und Franz Schuberts Sinfonie Nr. 7 in h-Moll, auch „die Unvollendete“ genannt“, sind Fragmente, von den Komponisten nicht zu Ende geführte Werke. Mozarts Requiem-Vertonung konnte jedoch durch seinen Schüler Franz Xaver Süßmayr ergänzt werden. Zwei Sätze hat Schuberts für seine Sinfonie fertiggestellt. Vom Scherzo liegen neun voll instrumentierte Takte vor. Beide Werke, in denen viel Komtemplatives innewohnt, in einem Konzert zusammen zu führen, ist eine spannende und reizvolle Angelegenheit. Das Requiem wird zwar traditionell innerhalb des Kirchenjahreskreises im Spätherbst aufgeführt, doch das Gedenken an die Toten bleibt stets aktuell.
Schuberts „Unvollendete“ und Mozarts Requiem werden am morgigen Sonntag um 16 Uhr in der Inselkirche auf Hermannswerder musiziert. Ein großer engagierter Kreis von Singenden und Musizierenden hat sich den Werken angenommen: Der Projektchor und der Schulchor des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder, das Kammerorchester Hermannswerder, verstärkt durch Bläser der Potsdamer Orchesterwoche sowie die Solisten Maria Meckel, Sopran, Franziska Neumann, Alt, Alexander Schafft, Tenor, und Cornelius Uhle, Bass, – junge Leute, die am Anfang einer hoffnungsvollen sängerischen Laufbahn stehen.
Dietrich Schönherr, der seit mehr als 25 Jahren Kantor an der Herrmannswerderaner Kirche und Dozent am Evangelischen Gymnasium der Hoffbauer-Stiftung ist, wird beide Kompositionen dirigieren.
In jedem Jahr werden ein bis zwei chorsinfonische Werke vom Schul- und Projektchor bewältigt. So kamen Bachs Johannes-Passion und Weihnachtsoratorium, Haydns Die Schöpfung und Monteverdis Marienvesper zur Aufführung. „Solche Großprojekte bewegen das gymnasiale Leben, ist doch der Schulchor immerhin mit 150 Sängerinnen und Sängern besetzt. Also spricht man über dieses Vorhaben miteinander und im Gymnasium waren Mozart-Klänge in den vergangenen Wochen vielfach zu hören“, erzählt Dietrich Schönherr. Im Februar begannen die Proben für das Requiem. Dies ist eine relativ kurze Zeit für einen Laienchor. „Aber dadurch entwickelt sich eine ganz konzentrierte Probenarbeit, eine eigene Art des musikalischen und persönlichen Zusammenhalts, die in der gemeinsamen Aufgabe ihren Grund und in den abschließenden Aufführungen ihre Vollendung findet“ sagt Dietrich Schönherr.
Für den Schulchor ist wöchentlich eine Doppelstunde vorgesehen, an acht Sonnabenden kommt der Projektchor zusammen, in dem ehemalige Gymnasiasten, Eltern und Lehrer singen. „Die jungen und die reiferen Stimmen beider Chöre geben eine wunderbare Klangmischung“, so der Kirchenmusiker von Hermannswerder. Dietrich Schönherr hält viel von Projektchören und -orchestern. Im Programmheft zum morgigen Konzert heißt es: „Es ist ein Zusammenkommen ohne den Zwang jahrelanger Regelmäßigkeit, wie sie in festen Klangkörpern von Singakademien über etablierte Kammerensembles bis hin zu einfachen Kirchenchören zur konstitutiven Struktur gehört. So ist ein wesentliches Merkmal des Projektchores seine Freiwilligkeit, die durch die dadurch gewonnene Lebendigkeit eine große Chance, durch die Gefahr der Unverbindlichkeit aber auch eine Bedrohung für das Gelingen darstellen kann“.
Natürlich ist es für Schönherr nicht immer einfach, mit dem Schulchor solch großen Werke einzustudieren, denn naturgemäß verlassen viele junge Leute am Ende eines jeden Schuljahres das Gymnasium und somit auch den Chor. Ab September gibt es dann mit den siebenten Klassen einen Neustart. Aber so mancher von ihnen muss in das ABC des Singens erst eingeführt werden, denn oftmals ist in den Grundschulen die musische Erziehung eben nicht die allerbeste.
Die Proben, so erzählt Dietrich Schönherr, gestalterisch anfangs noch recht mühsam. „Die meisten Gymnasiasten werden ja zum ersten Mal mit einer Totenmesse konfrontiert. Da muss viel erklärt werden. Auch mit der Mozart’schen Vertonung hat so mancher seine erste Erfahrung gemacht.“ Stagniert manchmal die Probenarbeit, so bleibt Dietrich Schönherr dennoch ruhig. Aus langer Erfahrung weiß er, dass es in den Endproben wieder ein begeisterndes Musizieren gibt. Und so war es auch diesmal wieder. In die Aufführungen stürzen sich dann alle mit großer Freude und Ernsthaftigkeit. Heute kann man das musikalische Ergebnis bereits in der Nikolaikirche Luckau „prüfen“, morgen in der Heimatkirche auf Hermannswerder. Das große Fest des Singens und Musizierens gehört jedenfalls zu den Höhepunkten des Schuljahres und der Hoffbauer-Stiftung.
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