Kultur: Fest des Tanzes, Fest des Lebens
Neues Kammerorchester spielt im Nikolaisaal
Stand:
Peter Iljitsch Tschaikowskys „Schwanensee“ ist der Stoff, aus dem Ballett-Träume gewoben sind. Das 1877 im Moskauer Bolschoi-Theater uraufgeführte Werk gilt als der Inbegriff klassischer Ballettkultur. Zahlreiche berühmte Choreografen haben es mit ihrer Handschrift geprägt und dabei nicht selten bewusst mit jenen mächtigen Ballettklischees gebrochen, die seit Marius Petipas’ stilprägender Choreografie von 1895 in der Seherwartung des Publikums mindestens ebenso unverrückbar festgeschrieben scheinen wie Tschaikowskys Musik. Vor allem russische Ballettcompagnien haben „Schwanensee“ zum großen tänzerisch-ästhetischen Erfolg verholfen. Primaballerinen wie Anna Pawlowa, Galina Ulanowa oder Maja Plissetzkaja gehören längst zu den Ballett-Legenden, die die Schönheiten des Balletts berühmt gemacht haben.
Am Donnerstag dieser Woche wird der Besucher des Nikolaisaals während des Konzerts des Neuen Kammerorchesters Potsdam eingeladen, sich selber sein Schwanensee-Märchen in Gedanken zu malen. Die berühmte Ballettmusik lässt dabei einen Klangteppich entstehen, auf dem die Figuren des Guten, Odette und der Prinz, und die des Bösen, Odile und Rotbart, zwischen höchster Freude, abgrundtiefem Schmerz und lebenstötender Intrige zu schweben scheinen.
Das Konzert reiht sich in das diesjährige Saison-Thema des Neuen Kammerorchesters bestens ein. Der Vielfalt des Tanzes, der in den verschiedenen Jahrhunderten ganz eigene Ausprägungen erfuhr, wird eine konzertante Reverenz erwiesen, mal mit majestätischer und anmutiger Tanzmusik, wie sie an Fürstenhöfen der Barockzeit erklang, mal mit Ballettmusiken des 19. und 20. Jahrhunderts, die für das Theater und ihre Compagnien geschrieben, mit lebensfrohen Kompositionen, die den Liedern und Tänzen der einfachen Menschen abgelauscht wurden. Mit allen Konzerten kann man auch eine Zeitreise in die Vergangenheit unternehmen.
Die ursprünglich nur für Klavier geschriebenen Slawischen Tänze von Antonín Dvorák und Ungarischen Tänze von Johannes Brahms, die das Kammerorchester unter der Leitung seines Dirigenten Ud Joffe neben Tschaikowskys Ballettmusik ebenfalls im Nikolaisaal musizieren wird, sind besonders populäre Beispiele dafür, dass sich Komponisten immer wieder von der Lebendigkeit, dem Melodienreichtum und den mitreißenden Rhythmen sowie den Farben böhmischer und ungarischer Volksmusik inspirieren ließen. Zehren die Ungarischen Tänze (1869/1880) von Brahms stark vom Csárdás, so basieren Dvoráks Slawische Tänze (1878/1886) auf dem feurigen Furiant und der Polka.
Wo die Worte aufhören, beginnt bekanntlich die Musik. Und mit ihr der Tanz, dieses besondere Fest des Lebens. Am Donnerstag kann es im Nikolaisaal gefeiert werden. Klaus Büstrin
Konzert des Neuen Kammerorchesters Potsdam am 10. März, 19.30 Uhr, im Nikolaisaal. Eintrittskarten für 16 Euro, ermäßigt zehn Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: