Kultur: Festtage ohne Singen kaum denkbar
Sopranistin Juliane Maria Sprengel singt Heiligabend Händel und zum Jahreswechsel Bach / Gesangspädagogin in Kantoreischule
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Die beschauliche Ruhe und Stille am morgigen Heiligen Abend wird Juliane Maria Sprengel mit ein wenig Lampenfieber eintauschen müssen. Dann, wenn die stille Christnacht beginnt, ist sie unterwegs nach Berlin. In der Dorfkirche Marienfelde wird die Potsdamerin ihren klaren und leuchtenden Sopran erklingen lassen. Mancher meinte sogar, er klänge wie ein Engel (wenn man jemals einen himmlischen Boten singen gehört haben sollte). Juliane Maria Sprengel ist ab 22 Uhr Solistin der Sopranpartie in Georg Friedrich Händels Oratorium „Der Messias“. Nur der erste Teil wird zu hören sein, mit den prophetischen Weissagungen und der Geburt Christi. Juliane Maria Sprengels anmutige Stimme wird mit Sicherheit trefflich zum Nachzeichnen der lyrischen Bilder, die Händel für den Sopran vorsieht, geeignet sein.
Wenn der letzte Ton des „Halleluja-Chores“ verklungen ist, wird es auch für die Sängerin ein Aufatmen geben, wird jeglicher Stress abfallen. Weihnachten kann beginnen.
Aber eine gewisse Unruhe am Heiligen Abend ist Juliane Maria Sprengel seit Kindertagen nicht unbekannt. In Neuruppin, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte, war ihr Vater Pfarrer und Superintendent. Da musste die Familie erst einmal hinten anstehen. Denn zunächst war Vater Leopold Esselbach für die Kirchengemeinden und für die Christvespern da. Juliane Maria Sprengel hat, als sie noch in Neuruppin war,aber fleißig in weihnachtlichen Gottesdiensten im Kirchenchor gesungen. Das Singen und Musizieren gehörte im Elternhaus zu den besonders geliebten Lebensäußerungen. Juliane Maria lernte ein Instrument spielen und lieben, das Violoncello. Mit ihm reiste sie einmal in der Woche von Neuruppin nach Potsdam zum Unterricht in die Musikschule. Doch sie studierte nicht Musik, sondern Germanistik an der damaligen Pädagogischen Hochschule Potsdam. Sie lernte dort ihren Mann Jens Uwe Sprengel kennen, heiratete ihn und gründete mit ihm zusammen eine Familie. Die Musik, vor allem aber der Gesang, gewann die Oberhand. Im Oratorienchor, im Vocalkreis sowie im Neuen Kammerchor, die in Potsdam beheimatet sind, hat sie sich mit Begeisterung dem chorischen Singen hingegeben. Doch sie wollte professionell singen. An der Universität Magdeburg begann sie Gesang zu studieren. Doch unzufrieden mit den dortigen Bedingungen, wandte sie sich vom universitären Betrieb ab. Sie nahm schließlich nur noch privaten Unterricht. Zunächst bei Adele Stolte und dann bei Christine Wolff, wo sie auch heute noch ihre Stimme kontrollieren lässt. jedes Mal verlasse sie mit einem Glücksgefühl den Unterricht, sagt Juliane Maria Sprengel, denn Christine Wolff vermag immer wieder Begeisterung für das Singen zu wecken und zu verstärken. Von diesen Stunden sammelt die Sopranistin auch für ihre eigene gesangspädagogische Arbeit so manche Erfahrung. Ab 17. Januar ist sie in der Kantoreischule dabei, die an der Erlöserkirche eröffnet wird. Gemeinsam mit der Kirchenmusikerin Maike Schipper wird sie sich der musikalischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen widmen. Dabei sollen die Mädchen und Jungen auch Stimmbildung erhalten. An der Musikschule Morgenstern & Bertheau im Kirchsteigfeld gibt sie bereits Gesangsunterricht.
Aber immer wieder ist ihr das eigene Singen wichtig, im Ensemble oder als Solistin. Wohl fast für die gesamte Musikgeschichte bekundet sie Interesse. Mit dem Ensemble interpretiert sie Musik vom Spätmittelalter bis zur Renaissancezeit, mit der Gruppe „Orlando“ frühbarocke Werke. Als nächste große solistische Aufgabe steht die Sopranpartie in Bachs „h-Moll-Messe“ zum Jahreswechsel in Regensburg an. Die Familie in Potsdam muss also ohne Frau und Mutter das neue Jahr begrüßen. Aber über die Entfernung hinweg wird man ihr sicherlich für die Aufführung alles Beste wünschen.
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