Kultur: Feuerbraut und Fabeltier
Fotos von Grit Andrea Lehmann im Pomonatempel
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Fotos von Grit Andrea Lehmann im Pomonatempel Es sind wahrlich exotische Früchte, die seit gestern Pomona zur Ehre gereichen. In ihrem Tempel auf dem Pfingstberg vereinen sich wundersame Fotografien, die sich als eine Hommage an die kleinen, oft unentdeckten Schönheiten am Wegesrande verstehen. Was sich auf dem ersten Blick wie eine sanf schwingende Wüstenlandschaft in der Sahara darbietet, entpuppt sich beim Lesen des Begleittextes als „Sandwüste“ in der Schiffbauergasse. Auch die Mondlandschaft ist nur ein Trugschluss des flüchtigen Schauens, die sich in Wirklichkeit als Oberfläche einer eisernen Skulptur im Lustgarten ausweist. Grit Andrea Lehmann ist eine Fotografin mit Sinn für Poesie und Verzauberung. Auf ihren Entdeckungsfeldzügen durch Potsdam kommt ihr offenbar der jungfräuliche Blick zugute, der noch nicht durch „Betriebsblindheit“ abgewetzt ist. Die in Wriezen im Märkisch-Oderland aufgewachsene Künstlerin wohnt seit zwei Jahren in Potsdam und weiß lustvoll, ihrer neuen Heimat die schönsten und fröhlichsten Töne zu entlocken. „Wir können die Windrichtung nicht selbst bestimmen, aber wir können die Segel richtig setzen“, beschreibt sie ihr Credo. Die junge Frau kreuzt selbstbewusst und mit einem Lächeln im Herzen durch das Meer der Fantasie. Sie entdeckt auf ihren Streifzügen durch Potsdam die Magie von 1001 Nacht, wenn sie den Zauber der Schleier und Säulen des Chinesischen Teehäuschens lüftet, und ihnen die Mohnblüte aus Mutterns Garten als „Feuerbraut“ zur Seite stellt. Ihr „Drachenspiel mit Feuerball“ gebar sie vor glutrotem Abendhimmel am Drachenhaus. Bizarre Formen in goldenes Licht getaucht, sinnstiftende Spuren im Sand der Schiffbauergasse beim Verkünden der Bewerbung um die Kulturhauptstadt, ein als Fabelwesen deklarierter Schwan auf dem Heiligen See – Grit Andrea Lehmann weiß den Charme und die Doppelbödigkeit ihrer Motive herauszukitzeln und sie zu neuen Sinneinheiten zusammenzufügen. 17 Fotografien vereint diese Schau: 17 kleine, feine Entdeckungen. Beim Verlassen des Pomonatempels scheint die Sonne noch wärmer, der Himmel noch blauer. Dazu im Wiesenrund am Belvedere die munter-auftrumpfenden Saxophonklänge vom „Soundsyndikat“ – die Segel sind für heute richtig gesetzt. Heidi Jäger
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