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Kultur: Feuerwerk zum Freuden-Hymnus

Beethovens „Neunte“ erklang beim Abschlusskonzert vor dem Neuen Palais

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Beethovens „Neunte“ erklang beim Abschlusskonzert vor dem Neuen Palais Von Klaus Büstrin Wie feiert man ein Jubiläum, den Geburtstag der Festspiele in Sanssouci. Fünfzig Jahre wurden in diesem Jahr die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci. Sehr unterschiedlich waren die Programme in all diesen Jahren, von der Volkskunst über Klassik und Romantik bis zur Alten Musik. Und die scheint sich auch in Potsdam weitgehend durchzusetzen, zumindest 2004, abgesehen von einigen Ausflügen in andere Epochen der Musikgeschichte. Die Alte-Musik-Szene mit einigen ihrer besten Interpreten traf sich in diesem Jahr in den Gärten und Schlössern der Stadt und im Nikolaisaal. Und sie offerierten größtenteils wunderbare Konzert-und Opernabende, die man nicht so schnell vergisst. So feierte man das Halbe-Jahrhundert-Jubiläum, auch mit den stimmungsvollen Gartenmusiken unter anderem auf der Freundschaftsinsel. Die musikalischen Reflexionen über Musikfestspiel-Traditionen waren eigentlich nur marginal zu erleben: beispielsweise beim Singen im Park mit Kinder- und Jugendchören, die „Vorprogramme“ mit den Potsdamer Turmbläsern oder die Aufführung der „Neunten“ von Ludwig van Beethoven, die zu DDR-Zeiten viele Jahre zum Finale der Festspiele erklang. Man gedenkt aber aber auch mit einer kleinen Ausstellung in der Ticket-Galerie an fünf Jahrzehnte Festspiel-Zeiten in Sanssouci. Zur Erinnerung an die alte Tradition und zur Freude der vielen Fans der Sinfonie – vor allem von „Freude schöner Götterfunken“ – haben die Musikfestspiel-Organisatoren zum 50. Jubiläum Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 für ihr Abschlusskonzert gewählt, natürlich wieder am Neuen Palais mit Blick zum Schloss. Gut 3000 Gäste kamen zu dieser abendlichen Veranstaltung, die vom Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt an der Oder bestritten wurde. Der Europa-Gedanke war wohl ausschlagend für die Besetzung des Konzerts, obwohl die Festspiele es nicht nötig haben, darauf besonders hinzuweisen, denn die Programme verweisen alljährlich auf Europa und darüber hinaus in eindrucksvoller Weise. Der Intendant und Generalmusikdirektor der Warschauer Nationaloper, Tadeusz Wojciechowski, übernahm die Leitung des Konzerts. Leider vermisste man eine durchgehende Konzeption für seine Interpretation, sie pendelte zwischen Sachlichkeit und romantischer Schwärmerei. Dabei lebte der zweite Satz nur von unbotmäßiger Raserei. Der vierte Satz, die Vertonung der Schiller-Ode „An die Freude“, erklang wie immer laut und emphatisch. Dazu wurde ihm noch von außen Kitsch durch ein zu lautes Feuerwerk aufgedrängt. Die Musik hatte dabei wenig Priorität. Beethovens Götterfunken bedürfen kein Sternen-Gefunkel durch ein Feuerwerk. Doch der Funke wollte dennoch trotz gutwilliger Interpreten nicht recht überspringen. International war die gediegen singende Chor- und Solistenriege. Aus Litauen kam die Sopranistin Asta Kriksciunaite, aus Köln am Rhein Gabriele May, Mezzosopran, der Tenor Jerzy Knetig und der Bassist Pjotr Nowacki kamen aus Warschau. Neben der Singakademie Potsdam war auch der Akademische Chor der Adam Mickiewicz Universität Poznan zu hören, der mit seinen jungen Sopranstimmen, den Chorklang auffrischte. Dem Gastdirigenten ist es nicht gelungen, das Weltanschaulich-Plakative, was man der „Neunten“ gern überstülpt, zu entfernen. Auch die viel zu lange Pause zwischen dem dritten und vierten Satz (hervorgerufen durch die Auftritte des Chores und der Solisten) verhinderte eine sinfonische Einheit. Die heikle Arbeit des Tonmeisters in Sachen Tonübertragung in einem Freiluftkonzert wurde fast durchweg gut gemeistert. Gratulation. Der Beifall am Schluss war sehr herzlich. Besonderer Applaus ist aber den Musikfestspielorganisatoren der Saison 2004 zu spenden, die nun beendet ist. Es gab fast nur hervorragende Konzerte.

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