Kultur: Filigrane Ausschweifungen
Ottavio Dantone huldigt „Barocken Tastenkönigen“
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Bach stand drauf, doch Italien steckte drin. Will man „Barocken Tastenkönigen“ die Referenz erweisen, wie es das Programm mit dem Mailänder Cembalisten und Dirigenten Ottavio Dantone versprach, darf Johann Sebastian selbstverständlich nicht fehlen. An den Anfang seines Konzerts am Samstag im Japsissaal der Neuen Kammern Sanssouci setzte er die Bearbeitung für Cembalo von Alessandro Marcellos Concerto d-Moll für Oboe, Streicher und basso continuo.
Insgesamt 16 italienische Instrumentalkonzerte hat Bach für das Cembalo bearbeitet und verfuhr dabei nicht immer zimperlich mit dem Original. Veränderungen sind bei solchen Bearbeitungen unausweichlich. Doch Bach verbesserte auch, wo er es für nötig hielt. Marcello hat davon klar profitiert. Bachs „Italienisch“ ist dichter, präsenter und um einige Harmonien bereichert. Drei strahlende Sätze, in denen Dantone immer wieder die Bachsche Strenge, ein wenig deutsche Reserviertheit durchschimmern lässt. Doch schon mit Pietro Domenico Paradisis Sonate in A-Dur kam italienische Leichtigkeit in den Japsissaal.
Paradisi, der Name scheint Programm. Filigrane Ausschweifungen, harmonische Verspieltheiten, unter Dantones Händen scheint das schmale Cembalo sich sämtlicher Beschränkungen zu entledigen und sich voller Lust in ein Klangland unbegrenzter Möglichkeiten zu stürzen. Hier scheint kraftvoll die Sonne, ist der Himmel hoch und die weite Landschaft voller kraftvoller Farben. Und während man mit geschlossenen Augen zuhörte, schien es, als ließe einen diese Musik viel freier atmen. Kunstvolle Ausschweifungen auch bei Benedetto Marcello. Es tanzt wie wild unter regelrechten Akkordsalven, rast hakenschlagend durch die Themen, dass jeder Takt allein ein Feuerwerk zu entzünden scheint. Ottavio Dantone erweist sich als souveräner Bändiger, der bei aller Wildheit und Rasanz immer einen luftigen und lyrischen Ton bewahrte. Dirk Becker
Dirk Becker
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