Kultur: Filmorchester befürchtet das Aus
Wanka: Zu viele Orchester im Land
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Wanka: Zu viele Orchester im Land Dem Intendanten des Deutschen Filmorchesters Babelsberg, Klaus-Peter Beyer, schwant nichts Gutes. Die Arbeit mit der Musik wird ihm wieder einmal durch Misstöne aus der Politik vergällt. Im Rahmen der Umstrukturierung der Brandenburger Orchesterlandschaft solle auch das Babelsberger Ensemble auf den Prüfstand, heißt es aus dem Kulturministerium. Im Klartext bedeutet dies: Die Förderung ist zumindest mittelfristig nicht mehr garantiert. Kulturministerin Johanna Wanka hält die Orchesterkapazitäten im Land ohnehin für zu hoch. Welches Ensemble es trifft, das ist im Augenblick noch völlig offen, aber das deutschlandweit bekannte Filmorchester wird dabei nicht ausgenommen. 750 000 Euro bekommt das Ensemble jährlich vom Land – Geld, das es dringend zum Überleben braucht. Wenn dieses Geld zusammengestrichen wird, bleibt für Beyer nur noch eins: „Dann werden wir aufhören.“ Der Klangkörper lebt schon seit Jahren von der Hand in den Mund. Während andere Musiker es sich in Flugzeugen und Hotels bequem machen dürfen, reist das Babelsberger Ensemble mit dem Bus zu den Konzerten – und am besten noch am selben Abend zurück. Die Musiker spielen auf Privatinstrumenten, die sie auch noch aus der eigenen Tasche reparieren lassen müssen, und bekommen deutlich weniger Gehalt als viele ihrer Kollegen. Unterstützung aus Berlin, wo das Ensemble seinen Sitz hat? Fehlanzeige. Die Bundesregierung steuert ebenfalls keine regelmäßigen Beträge bei, selbst wenn der Klangkörper als einziges professionelles Filmorchester auch Aufgaben für den Bund erfüllt. Die Ufa – immerhin Geburtshelfer des ersten deutschen Filmorchesters vor rund 85 Jahren – unterlegt ihre Filme und Serien heute lieber mit Musik aus der Dose. Von dieser Seite sei nichts zu erwarten, sagt Beyer. Und was Sponsoren angehe: In der Region fehlten finanzkräftige Mäzene. Man sei schon über Sachspenden hocherfreut. Das Land Brandenburg war bislang der einzige große Unterstützer, wenn auch nicht immer ohne zu murren. Mitte der 90er Jahre etwa stand das Orchester kurzzeitig vor dem Aus, weil das Land nicht mehr zahlen wollte. Damals wurden quasi in letzter Sekunde vom Landtag jährliche Zuschüsse von umgerechnet 750 000 Euro beschlossen. In Zeiten knapper Kassen ist das eine ziemlich hohe Summe. Es sei nicht gelungen, weitere Partner für die Finanzierung des Filmorchesters zu gewinnen, heißt es in der von Wanka vorgelegten Kulturkonzeption für die nächsten Jahre. Sollte dies auf Dauer dabei bleiben und weder der Bund noch Berlin oder der RBB dafür eintreten, müsse die Zukunft des Ensembles „als gefährdet angesehen“ werden.„Wir werden alles tun, was wir können, um neue Partner zu finden“, sagt ein Ministeriumssprecher. Allerdings seien die bisherigen Gespräche ohne Erfolg verlaufen. Dass es ausgerechnet sein Orchester treffen soll, findet Beyer absurd. Zum einen stammten die Fördermittel für das Ensemble gar nicht aus dem Kulturhaushalt, sondern aus Steuerersparnissen. Zum anderen arbeite sein Orchester mit so wenigen Mitteln wie sonst kaum ein anderes Ensemble - und sei dabei einer der bekanntesten Kulturträger Brandenburgs. Der Ruf des Orchesters reicht inzwischen sogar bis nach Übersee. Unlängst hat das Ensemble Jack Lenz'' Filmmusik für „The Lazarus Child“ mit Andy Garcia eingespielt. Orchesterklänge aus dem Berliner Studio geben dem neuen Otto-Film „Sieben Zwerge“ den richtigen Pep, und demnächst kommt sogar eine gemeinsame CD mit den Söhnen Mannheims und Xavier Naidoo heraus. Die Auftragsbücher sind voll, die Landeszuschüsse für dieses Jahr gesichert – und Beyer hofft inständig, dass es dabei auch bleibt. Sandra Schipp
Sandra Schipp
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