Kultur: Filmporträts blicken hinter die Kulissen
Als Kosmonauten 1972 in dem DDR-Science-Fiction-Film „Elomea“ durchs Weltall jagen, müssen ihre Raumanzüge echt aussehen. Eine Vorlage wie Bücher oder Bilder über Raumfahrt gibt es noch nicht.
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Als Kosmonauten 1972 in dem DDR-Science-Fiction-Film „Elomea“ durchs Weltall jagen, müssen ihre Raumanzüge echt aussehen. Eine Vorlage wie Bücher oder Bilder über Raumfahrt gibt es noch nicht. Was tun? Kostümbildnerin Barbara Müller fliegt nach Moskau ins Kosmonautenzentrum. Die orangefarbenen Anzüge hängen dort hinter schwerem Glas. Fotografieren strengstens verboten. Unter Aufsicht kritzelt Barbara Müller Entwürfe in ihren Skizzenblock, ohne eine Ahnung, welche Funktion die zahlreichen Schläuche haben. Eine Anekdote, die sie fast drei Jahrzehnte später vor der Kamera erzählt. Das Interview mit Barbara Müller ist als Bonus auf die DVD „Elomea“ gebannt, die kürzlich bei der Produktionsfirma Icestorm erschienen ist. Die Firma bringt regelmäßig alte Filme aus der DDR und der Sowjetunion auf DVD auf den Markt. Eigentlich für den Fernsehbildschirm gedacht, wurden solche, als Bonustracks gedachte Interviews, am Dienstagabend im Filmmuseum gezeigt. „Filmporträts 6“, so der Titel der Reihe, bei der auszubildende Mediengestalter für Bild und Ton aus dem Babelsberger Studio ihre Arbeiten auf großer Leinwand zeigen. „Film ab“, heißt es da. Doch im Raum bleibt es still. Nach einigen Sekunden im dunklen Kinosaal noch einmal die Aufforderung. Der Projektor springt an, die Menge freut sich: Der falsche Film. Also noch einmal von vorn. Diesmal flimmert der richtige, nur ohne Ton. Das Publikum, hauptsächlich die Macher und deren Freunde und Bekannte, lacht. „Das ist das Gute daran, wenn man noch Auszubildender ist. Da darf man noch Fehler machen“, sagt Produzent Uwe Fleischer, der durch den Abend führt, versöhnlich. Fehler haben sich die jungen Filmemacher bei den Porträts nicht erlaubt. Sensibel rekonstruieren sie nicht nur Dreharbeiten, sondern liefern auch ein Bild jener Zeit. Sie arbeiten und beleuchten auf unkonventionelle Weise, lassen Menschen hinter den Kulissen zu Wort kommen, die sonst manchmal im Schatten verschwinden. Wie Schauspielerin Eva-Maria Hagen. In dem erfolgreichen sowjetischen Kriegsfilm „Die Kraniche ziehen“ ist sie die deutsche Stimme der Hauptfigur Weronika. „Wir haben uns sogar auf dem Boden geschmissen, um Emotionen zu simulieren. Das war zu jener Zeit nicht üblich.“ Zur Belohnung wurde sie dem Hauptdarsteller vorgestellt, im damals noch ungeteilten Berlin. „Wir spazierten durchs Brandenburger Tor und haben uns da beide ein wenig verliebt.“ Oder die Schwedin Viktoria Tolstoi, eine Nachfahrin des Schriftstellers, die ein sehr intimes Bild ihres Ahnen entwirft. „Ich merke, wie er bis heute respektiert wird, weil man auch mir so eine Achtung entgegenbringt“, sagt sie und gibt zu, erst einen seiner Romane gelesen zu haben. Und auch erst zweimal in Russland gewesen zu sein, zu Treffen mit der mehr als 100-köpfigen Familie. Als dann erneut ein Film anläuft, klemmt der Vorhang. „Wir sind ja hier unter uns“, sagt Uwe Fleischer. Wohnzimmeratmosphäre im Filmmuseum. Er verspricht: Nicht zum letzten Mal. „Filmporträts 7“ werde es auf jeden Fall geben. Marion schulz
Marion schulz
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