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Kultur: Fitzgeralds letzte einsame Jahre Stewart O’Nan liest im Waschhaus

Sie waren das Glamourpaar der 1920er-Jahre: Francis Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda lebten den amerikanischen Traum. Er, ein angesehener Schriftsteller, der mit seinem Roman „Diesseits vom Paradies“ über Nacht berühmt wurde, sie, die strahlende Frau an seiner Seite.

Von Sarah Kugler

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Sie waren das Glamourpaar der 1920er-Jahre: Francis Scott Fitzgerald und seine Frau Zelda lebten den amerikanischen Traum. Er, ein angesehener Schriftsteller, der mit seinem Roman „Diesseits vom Paradies“ über Nacht berühmt wurde, sie, die strahlende Frau an seiner Seite. Gemeinsam führten sie ein exzessives Leben, galten als Vertreter ihrer Generation. Doch so schnell wie der Ruhm kam auch der Absturz. Im Jahr 1930 erlitt Zelda ihren ersten Nervenzusammenbruch, Fitzgerald verfiel immer mehr dem Alkohol und versuchte vergeblich, in Hollywood als Drehbuchautor Fuß zu fassen. Mit nur 44 Jahren verstarb der „The Great Gatsby“-Verfasser, seine Frau kam acht Jahre später bei einem Brand in einer Nervenheilanstalt ums Leben.

Der US-amerikanische Schriftsteller Stewart O’Nan hat sich in seinem neuen Roman „Westlich des Sunset“ den letzten unglamourösen Jahren des Fitzgerald-Ehepaares gewidmet. Am Freitagabend wird er im Waschhaus aus dem Roman lesen, Schauspieler Klaus-Dieter Klebsch trägt die deutsche Übersetzung vor. Die Moderation übernimmt die Journalistin und ehemaliges Mitglied des Literaturquartetts, Sigrid Löffler.

„Westlich des Sunset“ ist ein Roman über die letzten drei Lebensjahre Fitzgeralds. Als er 41-jährig in Hollywood ankommt, scheint seine Alkoholsucht unbezähmbar, seine Frau Zelda lebt mit einer offenbar unheilbaren bipolaren Störung in einer psychiatrischen Klinik in Montgomery, das Verhältnis zu seiner Tochter Alabama ist schlecht. Er zieht in die Villenanlage Garden of Allah, wo sich abends eine muntere Schar aus den umliegenden Hollywood Hills am Pool trifft: unter anderem Humphrey Bogart, Valentino, Joan Crawford und die Marx Brothers.

O’Nan schickt die Leser sofort mitten hinein in Fitzgeralds Leben, lässt sie gemeinsam mit ihm seine Frau Zelda besuchen, die bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Der verzweifelte Wille, das letzte Fünkchen romantischer Verbindung zwischen ihnen nicht erlöschen zu lassen, ist deutlich spürbar. Später wird er sich trotzdem noch einmal neu verlieben. In Sheilah Graham, eine bekannte Klatschreporterin der Zeit. An dem großen Fitzgerald, dem Vorzeigemann der amerikanischen Literatur, ist O’Nan wenig interessiert. Vielmehr zeichnet er einen Mann, der versucht, sein Leben zusammenzuhalten, zehrend von den letzten Momenten seines einstigen Ruhmes. Sarah Kugler

Stewart O’Nan liest am morgigen Freitag um 20 Uhr im Waschhaus, Schiffbauergasse 6. Die Tickets kosten acht Euro im Vorverkauf, zehn Euro an der Abendkasse.

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