Potsdam hat sein erstes Kunstmuseum. Es ist vielleicht nicht das von allen heiß ersehnte. Zu wenig weiß man über Fluxus, das seit den 60ern im Westen Deutschlands mit teils aufsehenerregenden Aktionen für Furore sorgte. Aber gerade dieses verschwommene Bild erhält jetzt klarere Konturen. Sicher wird man vor einigen Werken vergeblich nach der Eingebung des Künstlers sinnieren. Oder aber über das Kindlich-Naive mancher Objekte lächeln. Aber diese Kunst ist Spiegel ihrer Zeit: Sie räumte auf mit dem Akademischen und griff dabei oft zu recht drastischen Mitteln. Da ging auch schon mal ein Klavier zu Bruch.
Doch die Ausstellung macht viele Angebote, an die man sich reiben kann. Gerade Wolf Vostells politisch-ambitionierte Arbeiten sind ein Exkurs in die Geschichte: erinnern an Mauerbau und Mauerfall, an Zerstörung und Krieg, Medienmacht und Verdummung. Und die Museumsmacher führen die Gedanken von Fluxus weiter: Indem sie auch zeitgenössische Künstler vorstellen, die ganz eigene Wege gehen. Zudem soll zu Wechselausstellungen, Performances, Filmabende und Diskussionen geladen werden. Denn Fluxus heißt fließend, und so darf man gespannt sein, wie dieses Museum nun auch in das Bewusstsein der Potsdamer und seiner Gäste hinein fließt. Auf jeden Fall dürfte es ein neues Kunstpublikum an die Havel ziehen: vielleicht schrill, schräg und laut, aber gerade dadurch auch eine interessante und willkommene Farbe im Kanon des vielstimmigen Chores der Schiffbauergasse.
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