Kultur: Fluchende Louise

Sie hat ein gutes Auge für Originelles. Auch ihre Zuneigung zu Louise spricht davon. Denn Louise ist kein schönes Mädchen, sie ist vielmehr schwarz und staubig wie Kohle und sie riecht nach Öl und Teer. Man hört sie schon aus der Ferne fluchen, und wenn man sich ihr nähert, dampft und zischt, hämmert und rotiert sie. Nicht unbedingt jemand, dem man sein Herz öffnet.

Doch anders Heidi Wilhelm, die sich derzeit in ihrer Liebe zu „Louise“ outet. Auf einer Sommerwerkstatt näherte sich die Potsdamer Kunsterzieherin, die viele Jahre am Helmholtz-Gymnasium tätig war, Louise, der ältesten Brikettfabrik Europas, die in Domsdorf beheimatet ist.

Und was sie dort entdeckte und an Fundstücken zusammentrug, verarbeitete sie zu einer Hommage an diese alte Dame. Heidi Wilhelm fügt Dinge mit Gebrauchsspuren zu Collagen zusammen und erzählt eigene Geschichten, wie die von der gezähmten Louise. Auf farbig strukturierten Flächen fügt sie Wellpappe ein, fügt Fotoausschnitte hinzu und versucht ihre Bilder in die Dreidimensionalität zu treiben.

Auch Schrott wird von ihr auf den Sockel der Kunst gehoben. Eine alte Forke kombiniert sie humorvoll mit einer rostigen Waage und anderen Überbleibseln: Fertig ist der stolze Hahn. Auch Adam und Eva formt sie aus ausrangierten Schrott-Teilen zu einem skurrilen Paar. Beide sind von einer dicken Metallkette umschlungen, an deren Ende ein giftgrüner Apfel - eine ehemalige Eieruhr - die Stunden bis zur paradiesischen Wahrheit zählt. Ganz anders wiederum nehmen sich die Umbrien-Bilder der 65-jährigen Malerin aus: Sie setzen zu den gedeckten Collagen und rostigen Skulpturen einen kräftigen Farbakzent. Diese Acrylarbeiten fangen die Enge der Gassen und den Reiz verzerrter Perspektiven ein. Streng geometrisch gebaut, besitzen sie doch spielerische Leichtigkeit, die in die Tiefe hinein führt. Gern spaziert man in Gedanken in diesen verwinkelten, stillen Gassen. Ein bisschen Fiesta in der Sommerausstellung der Bibliothek. Heidi Jäger

Zu sehen bis zum 4. August in der Stadt-und Landesbibliothek.