Kultur: Fluxus, Film, Fernsehen
Sonderausstellung mit Werken von Wolf Vostell
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Im Mittelpunkt steht ein Bronzetorso mit Fernsehgerät im Bauch. „Berlinerin“ nannte ihn Wolf Vostell. Mit beeindruckender Klarheit kombinierte der Künstler vermeintlich unvereinbare Elemente und Materialien. Es ist ein Spätwerk Vostells, entstanden1994, und verdeutlicht, dass das Thema „Beeinflussung durch das Fernsehen“ das gesamte Werk des Künstlers durchdringt. Das Museum Fluxus+ widmet anlässlich des Jahrs des Films dem fernsehkritischen Künstler (1932–1998) ab kommenden Freitag eine Sonderausstellung.
Für Wolf Vostell war der Fernseher, neben dem Auto und dem Flugzeug, ein Phänomen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Kritisch nahm er die Wirkung dieses Massenmediums auf den Menschen wahr und bereitete durch die Aufnahme der Fernsehapparate in seine Happenings, Assemblagen, Konzerte und Bildwerke diesem Objekt den Weg in die Kunst. Er kombinierte klassische Bildelemente mit den bewegten, elektronischen Bildern des Fernsehens. Als die internationale Kunstbewegung Fluxus in den 60er Jahren entstand, gehörte Wolf Vostell zu den ersten Protagonisten. Für ihn bestand die Leistung von Fluxus darin, dass alles Musik sein kann, so auch das Abreißgeräusch einer Plakatwand oder die Destruktion eines Fernsehers. Die Ausstellung zitiert einige wichtige Fluxus-Arbeiten aus den Bereichen Konzert, Oper und Kunstschule. Zudem ist eine weitere Bronzearbeit, „Auto-TV-Hochzeit“ aus dem Jahr 1995, erstmalig in Potsdam zu sehen.
Wolf Vostell arbeitete in Zyklen. Ein Thema wurde von ihm über längere Zeiträume immer wieder aufgegriffen und in verschiedenen Ausdrucksformen dargestellt. In diesem Zusammenhang entstanden in den 60er und 70er Jahren Filme, welche die Aussagen des Gesamtwerkes komplettierten, unterstrichen, ergänzten und dokumentierten. Diese Filme sind durch Wiederholungen und Endlosschleifen von kurzen Aufnahmen von Handlungen gekennzeichnet. Die gezeigten Handlungsteile sind aus ihrem Zusammenhang gelöst und oft akustisch mit einem durchdringenden Sirenenton untersetzt. In der Sonderausstellung können sechs Kurzfilme aus den 60er Jahren gesehen werden.
Zudem gibt es die Möglichkeit, den Film „Wolf Vostell – Zwischen Berlin und Malpartida“ von Ernst-Michael Wingens zu sehen. kip
Die Vernissage findet am kommenden Freitag, 18. November um 19 Uhr, statt. Eine Einführung gibt Birgit Hein, Professorin für Film und Video der Hochschule für Bildende Kunst Braunschweig. Die Ausstellung ist bis zum 29. Januar 2012 zu sehen, im Museum Fluxus+, Schirrhof, Schiffbauergasse 4f
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